Issaiah Collier - Parallel Universe
Rezension
Vinyl-only.
Issaiah Collier spielte früher u.a. für Wadada Leo Smith, Angel Bat Dawid. Seine superbe „Cosmic Transition“-LP vor 1 oder 2 Jahren hab ich damals übersehen, wurde entsprechend hier nicht besprochen, sei allen nachträglich ans Herz gelegt (sofern einigermaßen erschwinglich).
Das hier stammt aus der geschätzten Direct-to-disc-Reihe von Night Dreamer, also live im Studio aufgenommen und vinyl only, wurde mit ganz anderen Musikern aufgenommen, und unterscheidet sich massiv von Cosmic Transition, schon durch die vielen Soul/R´n´B/Funk-Anleihen. 3 Stücke überschreiten die 10-Minuten-Marke, 2 davon sind meine persönlichen Highlights: Zum einen der Titeltrack, bei dem Sun Ra-Vergleiche vorauszusehen waren, wegen des zeitweise free-form-spacy ausflippenden Synthies (und des Titels), aber der musikalische Kontext ist hier doch ein anderer. Das ist sehr intensiv über weite Strecken, aber auch sehr variabel. Treibende Phasen, partiell Ostinati, Coltrane- (Tyner-) Piano, ein ereignisreicher dicht gepackter Sound taucht mehrfach auf und wird „gebreakt“ von freiem Spiel von Bläsern und Piano. Anderswo geht´s in Richtung ziemlich atemlosem Post Bop, eine Sängerin begibt sich in Abständen (und zwar kongenial sich anpassend) in den wilden Strudel, ein paar ruhige Parts werden eingestreut, und immer wieder der besagte Synthie. Aufregend, unglaublich verdichtet, recht originär und ganz große Klasse!
Highlight 2: Yoruba-angelehnte Top-Vocals/Chants (männlich/weiblich), ein afrikanisch inspirierter starker Groove, kraftvolles Piano, viel Drive (der später noch beschleunigt wird), eine wirkungsvolle Flöte, schließlich Latin-Elemente/Latin Jazz, ganz kurz streift das Piano freies Gelände, Sax, Trompete und E-Gitarre (sonst meist präsent, teils minus Sax) bleiben außen vor. Eine mitreißende tolle Nummer. Ansonsten: Motiv- und Groove-betonter Funk Jazz mit besonders expressivem Sax und Hard Bop-Elementen. Stop-and-go-Groove mit geradezu hypnotisierendem kurzem Piano-Motiv, darüber Soli und einige Vokal-Einwürfe, R´n´B-Wurzeln, rudimentär Funk eine spezielle aktuelle Soul Jazz-Fortführung mit 70s-Rückgriffen und Fusion-Varianten. Eine eigenwillige Mischung aus Soul-Elementen (u.a. durch die gleich 3 Sänger/innen, enorm expressiv und von hohem Reiz, die sich einige Freiheiten nehmen, den Song komplett dominieren teils verschleppt wirkend, teils forciert, ansatzweise Funk Jazz-artig begleitet, doch auf eigene Art. Ziemlich purer Soul wie um 1970 herum, mit Gospel-Spritzern, freudvoll! Funk Jazz mit Wah-Wah-Gitarre (punktuell Rock-induziert) und entsprechendem Gesang, 70s-Einflüsse natürlich, zwischen free floating und Refrain-lastig.
Ach ja, und der dritte 10-Minüter reiht sich in die Soul-Funk-Jazz-Melange ein. Tja, Überraschungen paaren sich hier mit eher konventionellen in den 70ern entwickelten Klängen und grandiosen Höhepunkten. Die für eine klare Empfehlung sorgen. (detlev von duhn)
Review
Chicago-based innovator and educator Isaiah Collier is opening up newdimensions in the jazzwise continuum. A saxophonist by trade whosemulti-instrumental talents and compositional prowess have stretched thelimits of the form, Parallel Universe represents a new chapter in Collier"smusical journey. Having already performed with a diverse range of musicians such asChance The Rapper, Waddada Leo Smith, Chicago jazz royalty AngelBat Dawid and his own band The Chosen Few, Collier"s latest work as abandleader explores the shared musical heritage of the African diasporawith a sense of grace and assurance that belies his years.
Tracklisting
LP 1:< |
>1. Eggun< |
>2. Village Song< |
>3. Retreat< |
>4. Parallel Universe< |
>< |
>LP 2:< |
>1. The Lean< |
>2. Never Back Down< |
>3. Open The Door< |
>4. The Last Song |