Necks: Travel - Hilfe
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Necks - Travel

Cover von Travel
Necks
Travel

Label Northern Spy
Erstveröffentlichung 24.02.2023
Format CD
Lieferzeit 1 – 3 Werktage
Preis 12,00 € (inkl. MwSt. zzgl. Versand)
Rezension

23er. Ich weiß nicht, warum ich die Australier so lange Zeit quasi mißachtet habe. Wird sich ändern, und gemessen an diesem tollen Werk hab ich einiges aufzuarbeiten.

4 extrem ausgedehnte geradezu traumwandlerische Kollektiv-Improvisationen höchsten Kalibers, zwischen 17 und 21 Minuten lang (für ihre Verhältnisse schon fast kurz), die im Piano-Trio (mit Overdub-Ergänzungen) ihren sehr eigenen Weg gehen:

In 2 Stücken auf hinreißende kontemplativ-meditative und total faszinierende Art. Friedvoll fließend bzw. ganz filigran-traumtänzerisch und freisinnig sowie beinahe flächig (aber mit innerem vernetztem Rhythmus). Beide strahlen eine enorm hypnotische Wirkung aus, trotz durchaus auch schnellerer Tempi. Der Bass agiert in einem Fall in strikten Ostinato-artigen Mustern mit Variationen, im anderen schreitet er von allen Ankern befreit beständig vorwärts, im ungeheuer engen Verbund mit den anderen Instrumenten. Die Drums hier wunderbar elastisch, leichtfüßig tänzelnd, atmend. Teilweise irgendwie swingend, dort raschelnd und freihändig innigst mit dem Bass verbunden. Das Piano jazzig-luftig ohne jede Hast oder Druck.
Wobei beim zweiten Stück, das im Gegensatz zum 1., ohne Steigerungen und Dynamik-Veränderungen auskommt, es sich ganz langsam /verdichtet (resultierend in sowas wie kontemplativem Hypnose-Free Jazz). Hinzu kommt in beiden Tracks eine Orgel, mal repetitiv oder leise im Background, mal als Teppich und phasenweise fast unhörbar.

In der 3. Nummer ist der kontemplativ-meditative Merkmal ebenfalls vorhanden, wird jedoch ab und zu aufgebrochen, die Instrumente scheinen zunächst jedes für sich ohne Verbindung zu agieren, man merkt erst mit der Zeit, daß alles herrlich zusammenpaßt. Die reduzierten Drums sorgen wieder für einen gleichmäßigen Fluß, beinahe Groove, beständig akzentuiert vom Rest (Bass, E-Piano, Orgel, Piano), das Spiel ist jazzig, ja, die Musik verweigert sich jedoch einer klaren Zuordnung, und die hypnotische Wirkung stellt sich irgendwann auch wieder ein.

Das abschließende „Bloodstream“ geht in eine (leicht) andere Richtung: Eine Orgel (klingt nach großer Kirchenorgel) eröffnet solo (moderner Klassik verwandt), ein bluesiges (unterschwellig gar ein bischen gospeliges) Piano gesellt sich hinzu (was erstaunlich gut zusammenpaßt, auf gelassene Art dezent erhaben wirkt), erst nach 5,6 Minuten setzt flächiges Schlagzeug ein, eine gleichberechtigte angejazzte (obwohl ereignisreicher im Endeffekt doch wieder kontemplative) fließende sehr schöne inspirierte Improvisation entwickelt sich, von statischen brummenden Bass-Drones grundiert (ein gestrichener Bass? Oder doch die Orgel?), verdichtet sich schließlich mitsamt rhythmischer Akzentuierungen, eine E-Gitarre taucht kurz auf. Die Orgel ist brillant, manchmal schon fast psychedelisch!

Bei alledem läßt sich Minimal Music-Einfluß nicht verleugnen (als Mittel zum Zweck), aber auf sehr spezifische ungewohnte Art, Außerdem werden ihnen des Öfteren Can-Parallelen bescheinigt, die kann ich hier allerdings nicht so richtig ausmachen. Das Zusammenspiel ist jedenfalls phänomenal, schon telepathisch zu nennen! Ziemlich einzigartig in der Machart, große Empfehlung. (detlev von duhn)