Steve Reid - Odyssey Of The Oblong Square (reissue)
Rezension
22er Reissue einer LP von 1977, damals auf eigenem Label herausgekommen und im Original extrem rar, nun von Soul Jazz wiederentdeckt/veröffentlicht. Ein edel besetztes Sextet, u.a. die beiden herausragenden Alt-Saxes von Arthur Blythe und Charles Tyler, Ahmed Abdullah an der Trompete, zusätzlich zu den Drums ein weiterer Perkussionist. Reid selbst spielte übrigens mit/für u.a. Miles Davis, Sun Ra, Fela Kuti, James Brown, David Murray, Henry Threadgill und war ein Freund von John Coltrane. Neben dem ganz kurzen Intro (Thema + free) nur 3 Stücke. Zunächst ein 19-Minüter, der (nicht hemmungslos) frei startet mit etwas kreiselndem inspiriertem Sax über kraftvollem Groove (teilweise schon funky!), später arbeiten alle 3 Bläser zusammen, von denen einer höchst wirkungsvoll phasenweise den nunmehr massiv veränderten fließenden beschleunigten dezent afrikanisch angehauchten diffizileren und tollen Groove verstärkt/bereichert; woraus ein weiteres in Ansätzen zeitweise leicht lyrisches Sax-Solo hervorgeht, mit vielen melodischen Variationen, die Trompete übernimmt (während gleichzeitig das Temo noch mehr anzieht, gleichsam davonrast, rollend, nach kurzer Vereinfachung polyrhythmisch grundiert respektive in stetiger Bewegung). Und alles beruhigt sich? Bestechende Unterhaltungen der Bläser und für Sekunden uralte Traditionen inklusive, der Bass variiert zwischen eminent markant den Groove akzentuierend, sonorem Brummen und Ostinati, auf eine spezielle Art tauchen in der Rhythmik sogar Rockelemente auf. Es folgt ein nicht so langes Stück in Form eines originären Mixes aus Free Jazz, komplexem Swing, Groove, Puls, Post Bop, Afrika, kleinen melodischen Leckerlis, teilweise enormem Drive, kontrastreichen Bläsern. Und schließlich ein 16-minütger Track: Ein beständiger nahtloser Wechsel aus feurigem rasantem Afro Jazz, Free Jazz, forciertem Post Bop. Außerordentlich agil und beweglich, viel Power, aber auch melodisch attraktive kurze Ruhepunkte bzw. etwas runtergedimmte Passagen, zwischendurch feine Grooves oder Swing, für Momente Erinnerungen an Ornette oder arabische Melodik. Extrem ereignisreich! Sogar sehr ungewöhnliche irgendwie gleichzeitig wirbelnde und getragene Phasen von hohem Reiz. Und exquisites Kollektivspiel, bei dem manchmal ein Bläser melodisch agiert, ein anderer frei (parallel). Ein Wort noch zum akustischen Bass: Der wirkt nicht nur vielerorts ausgesprochen auffällig, sondern partiell auch unorthodox ?hart?, beinahe elektrisch. Klasse Album, gerade auch rhythmisch voller Grandezza, Finesse und origineller Gestaltungskraft, insgesamt ein Beispiel für die befreite differenzierte (und effektive) Spielweise diverser Jazz-Acts der zweiten Hälfte der 70er. Klare Empfehlung. Wohl sowohl CD als auch LP sind auf 1000 limitiert. (detlev von duhn)
Angaben zur Produktsicherheit
Herstellerinformationen
Soul Jazz Records Limited
7 Broadwick St.
W1F 0DA London
Vereinigtes Königreich
http://www.souljazzrecords.co.uk/
Verantwortlich
375 Media GmbH
Schlachthofstr. 36
21079 Hamburg
Deutschland
https://375media.com/
Review
Drummer extraordinaire and legend, Vietnam conscientious objector, ex-Black Panther, Reid has played with everyone from James Brown to Sun Ra, Fela Kuti and Miles Davis, friend of John Coltrane, worked at Motown, and, in the latter part of his career, worked extensively with Kieran Hebden, following his path of a radical, revolutionary music up until his untimely death in 2010. Soul Jazz Records are re-releasing this rarest release of deep heavyweight jazz by Steve Reid and The Master Brotherhood, entitled "Odyssey of the Oblong Square" first released over thirty five years ago on Steve Reid"s own Mustevic Sound record label (where it came out in an edition of 1000 copies) and has been a serious collectors album ever since.
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