Pyramids - Aomawa: The 1970s Recordings
Rezension
22er Reissue-Set. Idris Ackamoors „Kultband“, 3 Alben aus den 70ern und ein knapp halbstündiges TV-Konzert, das auf CD oder Vinyl nie erhältlich war (alles 1973-1976, alles remastered). Das Vinyl kommt mit großformatigem 12-Seiten-Booklet. Dem gesamten Set gemeinsam sind reichhaltige mehrköpfige Percussion (die Drums in unterschiedlicher Stärke eingesetzt), samt polyrhythmischem gern rollendem Afro-Groove, Sax und Flöte agieren oft gemeinsam (teilweise 2 Saxofone, selten auch 2 Flöten). Die Alben im Einzelnen, zunächst Lalibela: Sehr wenig Gesang, gelegentliche Ostinato-Bässe, meist Jazz goes Afrika, manchmal ein leicht arabischer Touch in der Melodik (und gerade die Melodien sind generell mehrfach wunderbar!), die Rhythmik mal Highspeed und angestochen, mal handfest, mal fließend und offen (wobei dort der afrikanische Anteil besonders massiv ausfällt), zweimal atmen die Stücke eine dezent wehmütige (sehr attraktive!) Atmosphäre, ab und zu klingt die Musik etwas archaischer (zugleich reduzierter), es gibt komplett freisinnigen Afro Jazz mit lyrischer Note und voller Schönheit auf der einen Seite, höchst intensiven puren Free Jazz (der sich partiell aus komplexerem Jazz entwickelt) auf der anderen, sowie ein bisschen „verrätselten“ atmosphärisch tollen, zum Schluß ein ruhiges poetisches eigentümlich faszinierendes ungebundenes Stück, das kurzzeitig beinahe äthiopisch anmutet. Exzellent alles in allem! Sodann das absolut großartige King Of Kings: Das einige Werk hier mit Piano (phasenweise im McCoy Tyner-Fahrwasser), diverse Tracks lassen sich so ungefähr als „modaler Afro-Coltrane-Post Bop“ einordnen, mit einer Menge spiritueller Qualität, mehrfach sehr sehr melodisch (bestechend! Und gleich auf mehreren instrumentalen Ebenen), mal im relaxten Fluß mit zeitweiser Free-Überlappung (kurzzeitig zu purem Free Jazz mutierend), mal komplexe/avancierte Rhythmik, bevor der Groove einsetzt, mal ausgesprochen friedvoll (und weniger Jazzanteil, mehr Afrika), mal rasant, ebenfalls Ostinati (diesmal nicht nur vom Bass, auch vom Piano), und bei fast jedem Stück relativ loser, wirkungsvoller, bereichernder Gesang (selbst Call-Response)! Reichlich Höhepunkte (4 der 6 „Songs“), „Mogho Naba“ ist berauschend, ein Traum. Album 3, Birth/Speed/Merging: Die gewohnte Verschmelzung von Afrika und (z.T. modalem) Jazz, in unterschiedlicher Schwerpunktsetzung, hier und da tauchen arabische/orientalische Elemente auf (in der Melodik), dadurch entwickelt sich ein gewisses Nord-Afrika-Feeling, anderswo agieren sie ausgesprochen freigeistig (partiell sparsamer instrumentiert und sehr lose) und erneut mehrfach enorm melodiereich, wunderschön ist eine leise sanfte spirituelle und geheimnisvolle Nummer; und mindestens zweimal überraschen rockige Elemente, jeweils eingebettet in beträchtliche Vielfalt: Einmal in einer Kombination aus geheimnisvollem Afrika, spirituellem Jazz, Ostinato-Bässen und geradezu erhabenem modalem wie freiem Jazz, teilweise unterlegt eben von Rock-angehauchtem Groove; in zweiten Fall als rockiger Speed-Groove im extremem Kontrast zu so etwas wie einem getragenem „Afro-Sakral-Chor“ sowie „modalem Post Free Bop“ oder so klasse! Alles gleichzeitig! In weiteren Stücken gesellen sich Afrika pur, ein inspirierender Mix aus Nordafrika, Latin und besonders hartem Groove sowie „klassische“ Jungle-Sounds hinzu. Zur Besetzung gehören übrigens diesmal Kalimba oder Balafon bzw. Ähnliches und einige effektive Gesangsbeiträge. Album 4: Ein auf Vinyl/CD unveröffentlichter knapp halbstündiger TV-Auftritt von 1975 (im originalen Bild mit Tänzerinnen), 4 Stücke: Afro-Rock-Groove + modaler/spiritueller Post Bop + Afro pur. Massive Variationen zwischen (abermals) rockangehauchtem Groove und freigeistigem Jazz (ohne Groove). „Kammer-Avant-Afro-Jazz“. Erhebender spiritueller Afro-Modal-Groove-Jazz mit Free-Ausflügen. Eine klare Empfehlung! (detlev von duhn)
Review
Strut present the first box set release to bring together the 1970s recordings of The Pyramids, led by Idris Ackamoor. As students at Antioch College, Ohio, alto saxophonist Idris Ackamoor, flautist Margaux Simmons and bass player Kimathi Asante created three lasting monuments in sound - Lalibela, King of Kings, and Birth / Speed / Merging, a trio of albums produced without any label backing or distribution between 1972 and 1976. Their music is unique among the varied canon of avant-garde and experimental music of 1970s America: high intensity African-styled percussion topped with songs, chants, and horns, laced with African instruments and arranged into long, flowing suites that surge and roll.