Irreversible Entanglements - Open The Gates
Rezension
Für mich jetzt schon, mit der 3. LP, eine der führenden Jazzgruppen weltweit. Eine würdige Fortsetzung zum fantastischen Vorgänger, mit noch größerem Facettenreichtum. 6 sehr lange Stücke (im Extrem 20 Min.), 1 kurzes, insgesamt 73 Minuten. Polyrhythmisches Afrika/Latin (schnell) im Kontrast zu wundervollen strahlenden spirituell angehauchten Bläsern (teils eher getragen). Spuren von frühem elektrischem Miles in zeitgemäß weiter entwickelt, auch hier agieren die Akteure (Trompete, E-Gitarre, die nur hier auftaucht, Keyboards/Electronics, bei 4 Tracks dabei, später Sax) auf unterschiedlichen Ebenen und finden zusammen: Komplexe Grooves, kurz spacy Sounds, melancholisch angehauchte wie expressive ziemlich freie Bläsereinlagen, Ostinato-Bass. Von offenem Swing zu unerhört dicht gewobenem ein wenig 60s-angelehntem und stets vorwärts treibendem Puls, Sax und Trompete solierend und (oft) interagierend (zeitweise beinahe Call/Response-artig inklusive Motiv-Variationen/Wiederholungen oder stärker rhythmisch strukturiert), erneut wird feinste zeitgenössische Traditions-Aufarbeitung betrieben. Einflüsse von Spät-60er Spiritual Free Jazz, zwischendurch gewissen Wadada Leo Smith-Sachen nicht unähnlich, der Gegensatz von recht rasanter (oder völlig offener befreiter) Rhythmik und getragenen Bläsern vom Anfang kommt ein weiteres (und nicht zum letzten) Mal zur Geltung. Die Wiederkehr der melancholischen Noten trifft noch einmal auf Wadada, zeitweilig mit kammermusikalischem Feeling, dazu Afro-Momente, Space/Elektronik-Wellen, mal eine entfernte Dosis Charlie Hadens Liberation Music Orchestra, emotionale Free Jazz-Verdichtungen, z.T. mit komplexem Groove verbunden. Hoch diffiziler pulsierender teils von langanhaltenden Klangflächen durchsetzter freisinniger Avantgarde Jazz, zum Schluß hin mächtig intensiviert und nicht nur rhythmisch packend. Und im letzten (ganz großartigen!) Stück entwickeln sich erst ganz allmählich (und umso wirkungsvoller) Rhythmen und Melodik fast berauschend! Über all dem wird sehr sparsam dosiert/nur punktuell/gut integriert die aussagekräftige Spoken Word-Poetry von Moor Mother (siehe u.a. Art Ensemble) eingesetzt, während die brillante Spieltechnik der Musiker nur Mittel zum Zweck ist, nie plakativ wirkt. Ausgesprochen transparent im Sound, vielschichtige, hoch inspirierte deepe Musik in ständiger Bewegung, z.T. hohe Spannungs-Levels, phasenweise ein herrliches subtiles hypnotisches Flair! Abenteuer-Jazz von heute wie ich ihn liebe, natürlich wieder einmal auf International Anthem, eine große Empfehlung! (detlev von duhn)
Angaben zur Produktsicherheit
Herstellerinformationen
K7 Music GmbH
Gerichtstr. 35
13347 Berlin
Deutschland
www.k7.com
Review
Open The Gates is Philadelphia-based free jazz collective IRREVERSIBLE ENTANGLEMENTS's third full length album (and first double LP length album). Recorded at Rittenhouse Soundworks in Philadelphia, across 73 minutes of music the band - featuring Camae Ayewa aka Moor Mother, trumpeter Aquiles Navarro & drummer Tcheser Holmes (who released their duo debut Heritage of the Invisible II on International Anthem last year), saxophonist Keir Neuringer, and bassist Luke Stewart - supplement their raw, organic punk-jazz sound with firsttime experiments with electronics and synthesizers.
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