Emma-Jean Thackray - Yellow
Rezension
Ihre 2020er EPs UM YANG und RAIN DANCE machten EMMA-JEAN THACKRAY zur Vorreiterin einer spirituell geprägten, tanzflächenorientierten Interpretation des Jazz, die sich von der breiteren UK Szene absetzt. Das Album klingt wie ein weiterer Schritt in einen eigenständigen Raum, in dem 14 Tracks mit Bläsern und Streichern, Chorsegmenten und ekstatischen Gesängen aufblühen. Die Künstlerin war in den letzten 12 Monaten generell gefragt: Sie lieferte die Bläser für das Squid-Debüt Bright Green Field und den Pinty-Radiohit Comfort Me, war neben Shabaka Hutchings, Ezra Collective und Nubya Garcia Teil des Blue Note RE:imagined Albums und moderierte ihre monatliche Show auf Worldwide FM.Unserem Rezensent gefällt's:
Spannendes Debütalbum im weiteren Jazz-Kontext, ohne Berührungsängste vor unerwarteten Grenzüberschreitungen. Emma-Jean Thackray ist ein echtes Mulitalent, sie produziert, singt, spielt Trompete, Vibraphon und die coolsten Tasteninstrumente. Ihr Album orientiert sich soundästhetisch an Fusion und Spritual Jazz, aber auch an Gospel und klassischer Broadway Music. Diese Musik eine reife Leistung zu nennen, wäre maßlos untertrieben, selten habe ich so ein kühn gedachtes, komplex strukturiertes und meisterlich umgesetztes Erstlingswerk (nach zwei EPs) gehört. Dazu erscheint „Yellow“ beim eigenen Label Movementt die Frau hat alles unter Kontrolle. Die Britin scheint maßgeblich von so kontrastreichen Künstler*innen wie Alice Coltrane, Annette Peacock und dem elektrischen Miles Davis beeinflusst zu sein aber auch von Funk, Soul und Gospel. Das Album beginnt mit einer flirrenden, atmosphärisch dichten „A Love Supreme“-Paraphrase, um dann gleich gänzlich unerwartet bei housigem Neo-Soul zu landen. Im Weiteren dominieren zunehmend komplexe Vocal-Arrangements mit mehreren Chorsängerinnen, was nicht nur strukturell an historische Musicals oder an die Andrew Sister erinnert. Die jungen Pointer Sisters klangen in ihrer frühen Jazz-Phase ganz ähnlich. Instrumentiert aber mit lässigen Jazzrock-Sounds aus den frühen Siebzigern. Wobei vor allem ihr supercooles E-Piano überzeugt, das mehr als einmal an die große Annette Peacock erinnert auch so ein stilistischer Freigeist mit künstlerischer Vision. Das Album ist extrem detailfreudig und komplex in die Breite produziert (Tuba!), was für ein epischer Sound! Bin schon gespannt, ob und wie sie das live reproduzieren kann ich wäre jedenfalls sehr gerne dabei. (Joe Whirlypop)
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