Swamp Dogg - Love, Loss, And Auto-Tune
Rezension
Huch. Und nochmal huch. Der 76-jährige Muscle Shoals-Swamp-Souler Jerry Williams, Jr. legt vier Jahre nach seinem letzten Album „The White Man Made Me Do It“ ein durchaus irritierendes neues Werk vor, dessen Titel man sehr ernst nehmen sollte. Vor allem das mit dem Auto-Tune. Genau, dieses überwiegend unsägliche digitale Tool, das die Tonhöhe reguliert und damit schlechten Gesang gut klingen lässt. Inzwischen wird das Ding allerdings nicht nur im HipHop eher für zeitgeistige Verfremdungseffekte genutzt, die man im Sommer aus jedem zweiten Proll-Cabrio hören kann. Warum sich jetzt ausgerechnet Swamp Dogg dieser Technik ausgiebig widmet, muss man nicht verstehen. Im reifen Alter scheint der kreative Outlaw das für eine kühne Idee zu halten, denn die Musik dazu ist keineswegs chartsorientiert und glatt, sondern abgedreht und avantgardistisch. Southern Soul ist das jedenfalls nicht. Beats und Melodien fehlen oft oder werden nur sparsam über die Songs verteilt, dafür gibt es elektrifiziert-verfremdeten Sprechgesang mit überwiegend ganz wenig Begleitung, teils gekonnt in Richtung Future R&B. Hier mal eine bluesige Gitarre (von Guitar Shorty), dort massive Hörner. Teils auch reduziert funky. Einen Reim kann ich mir nicht drauf machen, aber faszinierend ist das allemal. Bobby Womacks letztes Album hatte zumindest eine ähnliche Haltung. Hey, der fünfte Song verzichtet (anfangs) auf Auto-Tune und ist großartig, reduziert funky, und knackig tanzbar (zwischen Sly Stone, George Clinton und Prince) und Swamp Doggs natürliche Stimme ist völlig in Ordnung. Ein ganz irres Ding sicher nicht für jedermann und schon gar nicht für Freunde gepflegten Souls. Aber je mehr ich das höre, desto beeindruckter bin ich. Produziert hat Ryan Olson (Poliça, Gayngs) als Gast ist (ebenfalls autogetuned) Justin Vernon dabei. Genie trifft Wahnsinn, zur Vorsicht setze ich lieber nochmal ein „Huch“ ans Ende des Reviews. (Joe Whirlypop)
Nachtrag: "Love, Loss, And Auto-Tune" (2018) debutierte auf Platz 11 in den US Billboard-Charts (in dessen Rubrik "Heatseeker" sogar auf #7 ), und ist somit sein erster Chart-Erfolg seit seinem 1970er Song "Mama's Baby - Daddy's Maybe"
Angaben zur Produktsicherheit
Herstellerinformationen
375 Media GmbH
Schlachthofstr. 36a
21079 Hamburg
Germany
info@375media.com
Tracklisting
1. ANSWER ME, MY LOVE< |
>2. LONELY< |
>3. I'LL PRETEND< |
>4. I'M COMING WITH LOVIN' ON MY MIND< |
>5. $$$ HUNTIN'< |
>6. I LOVE ME MORE< |
>7. SEX WITH YOUR EX< |
>8. SHE'S ALL MIND ALL MIND< |
>9. STAR DUST |
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