Kelan Philip Cohran & The Hypnotic Brasss Ensemble - Kelan Philip Cohran & The Hypnotic Brass Ensemble
Rezension
Kelan Phil Cohran, geboren 1927 in Mississippi, wurde in Jazzkreisen vor allem als Trompeter des Sun Ra Arkestras bekannt, dem er zwischen 1959 und 1961 abgehörte. Daneben spielte er mit Jazzgrößen wie Clark Terry, Oliver Nelson und Miles Davis, machte sich einen Namen als Instrumentenerfinder (etwa das Frankiphone, eine Art elektrische Kalimba) und gründete die Chicagoer Musikinitiative AACM. In der Swinggruppe von Jay McShann tourte Cohran bis nach Mexiko und spielte Proto-Rock'n'Roll mit Big Mama Thornton. Und: Acht seiner Söhne bilden das mittlerweile weltberühmte Blasorchester Hypnotic Brass Ensemble. Sie alle erinnern sich an schlaflose Nächte in ihren Betten, weil ihr Vater einen Stock tiefer mit dem Jazz-Workshop probte. Für sie bedeutet dieses Album eine Heimkehr. "Meine Musik und ihre Band", sagt Cohran, "mehr muss man dazu nicht sagen". Vielleicht noch, dass die Musik hier nicht nur heimelige Wärme und Freude verströmt, sondern auch Tiefen auslotet.Unsere Rezensent ist ebenso angetan:
2012er Veröffentlichung. Cohran ist Veteran der Chicago-(AACM-) Szene (Art Ensemble etc.) und Mitgründer, vor allem aber hatte er eine Band mit dem Saxofonisten John Gilmore, einem der allerwichtigsten und ganz frühen Mitglieder des Sun Ra Arkestras, wenig später war Cohran dann selbst Mitglied dort. Und er blieb bis ins sehr hohe Alter aktiv, kreativ und machte großartige Alben. Wie dieses hier, eingespielt mit einer 8-köpfigen Bläser/Percussion-Phalanx, zu denen die Tieftöner Sousaphone und Euphonium gehören (in Bass-Funktion), alles in höchster Güte. Vier der sieben, meist zwischen 5- und 10 Minuten langen Stücke setzen auf eine ähnliche Struktur: Reiche (sich zum Teil quasi überlappende) Bläser-Schichten (dichte toughe Sätze, melodische Solostimmen im Wechsel, rhythmische Akzentsetzungen…), zuweilen überschäumende Spielfreude und eine gewisse Fröhlichkeit, enorme Power und ein (teilweise klasse rollender respektive intelligenter erfrischender) Groove, Ostinatos im Bass-Bereich. Egal, ob irgendwie tanzend, eine zwischenzeitlich leicht arabisch-orientalische Anmutung oder dezent jüdisch erscheinender (Klezmer nicht ganz unähnlicher) Einfluß (was schon mal an bestimmte John Zorn-Stücke erinnert), Afrika-Elemente mittendrin, ein Hauch New Orleans-Brass, Polyrhythmik sowieso (mit der zugehörigen Drums/Percussion-Vielfalt): 3 Stücke fallen aus diesem vorgegebenen Rahmen: Ein ruhiges, gelassenes, auf dezent dunklem melodisch-getragenem Basement ruhend, konterkariert von lebhafter Geige (der kürzeste Track). Ein 10-Minüter mit hypnotischer Wirkung, der mit einem konstantem Zither-ähnlichem Geflecht aufwartet (dicht und intensiv, kurzzeitig gar ohne Bläser), über einem dezent funkigem Groove. Und schließlich das Highlight unter lauter Highlights, satte 15 Minuten dauernd: Wunderwunderschöne langsame feierlich-erhabene Bläsersätze (bzw. Trompetenlinien) von herrlicher Melodik, später ein Posaunen-Solo und weitere Features, alles vor dem Hintergrund bunter behutsam-beweglicher differenzierter bis agiler Percussion und einem sonoren konsequent repetitiven schönen Sousaphone-Motiv, kontemplativ und trancehaft. Bis zum Ende halten sie diesen Modus. Ein superbes Album, dicke Empfehlung! Damals, vor zehn Jahren, spielten sie übrigens bezeichnenderweise auf vielen großen (Pop(Rock-) Festivals, da wäre ich gerne dabei gewesen. Günstiger Sonderposten. (detlev von duhn)
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