Bluthardino - Disco Volante 80
Rezension
Vinyl-only. Die auf 180g schwarzes Vinyl gepresste LP-Edition ist auf 300 Stück limitiert und handnummeriert.Christian Bluthardt ist eine Hälfte des famosen Fake-Filmmusik-Duos Mondo Sangue (check out „Giallo Come Il Giorno“!), dies ist sein erstes Soloalbum als Bluthardino. Er ist nicht nur virtuoser Multiinstrumentalist, Komponist, Produzent und DJ, sondern auch ein fundierter Kenner und Sammler von Filmmusik-Preziosen. Dazu ist er in der Lage, mehr oder weniger historische Sounddesigns im Studio wiederauferstehen zu lassen. Er tut dies mit Digitaltechnik, aber auch vielen handgespielten Instrumenten. Als Produzent lässt er das Resultat authentisch „vintage“ klingen. Bei „Disco Volante“ erkennt man sofort: Albumcover, Künstlername und Soundästhetik schreien die 80er (aber auch späten 70er) Jahre nur so heraus! Denn damals war nicht alles so übel, das beweist Bluthardino über zehn beeindruckende Songs. Sie klingen nicht so sehr nach Filmmusik wie bei Mondo Sangue, verbergen diesen Einfluss aber auch nicht. Viel mehr höre ich eine coole Synthese aus Vintage-Italo-, Balearic und Cosmic-Disco aber auch Rock, Funk und Soul. Aufgenommen ohne authentische Billig-Elektronik sondern im scheinbar fetten Bandformat, handgespielt, organisch und extrem dicht produziert. Kaum zu glauben, dass hier ein Mann fast allein im Studio saß, man hört nämlich treibende Drums, funky Gitarren-Licks, Congas, Keyboards, Glockenspiel und immer wieder dieses herrlich flüssige E-Piano (Fender Rhodes? Wurlitzer?). Solierende E-Gitarren (von Gast Stephan Danzer) sind purer Classic Rock, der elastische E-Bass sorgt für funky Drive. So entstehen opulent produzierte Instrumental-Nummern mit spacigem Vibe und cineastischen Referenzen („In Space No One Can Hear You Eat Ice Cream“, hihi), die 80er stecken eher als versiertes Muckertum denn als klischeehafter Synthie-Pop im Raum. Die Referenzen reichen von den italienischen Filmmusik-Proggern Goblin über Air und Cosmic Disco-Maestro Daniele Baldelli bis zu spacigen Electronica-Acts wie Lindstrom und Prins Thomas und sogar Alan Parsons Project. Als wäre das nicht schön genug, holt sich Bluthardt auch noch zwei Vokalist*innen ins Studio: Der mir unbekannte Future Franz sorgt für flauschige Air-Romantik mit deutschem Text („Urlaub auf dem Autohof“). Und Mondo Sangue-Sangeskollegin Yvy Pop liefert erstmals auf Französisch eine zu Herzen gehende Hommage an Filmküntler Jean Rollin („Le Frisson Des Vampires“) ab. (Joe Whirlypop)
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