Slow Show - Lust And Learn
Rezension
Auch mit seinem dritten opulenten Vollwerk entzieht sich das britische Quartett weiterhin konsequent und erfolgreich der vereinfachenden Vergleiche und kleingeistigen Kategorisierung, klingen seine gewaltigen Art-Rock-Architekturen doch stets eine Idee zu gefällig, mitunter gar zu Pop-affin, um dem politisch korrekten Progressive-Gläubigen wirklich gefallen zu dürfen, sind die eleganten Epen bei allem Hang zu Größe, Weite und Fülle nie zu ausladend, um nicht den Kern innerhalb weniger Minuten zu treffen, verirrt sich in die überbordende Rhythmus- & Dynamik-Vielfalt mitunter auch der Hang zu mitreissenden Schlagzeug-Attacken, wird aber auch die verlockendste, verführerischste Melodie-Leichtigkeit mit solcher Macht und Majestät gereicht, dass die himmlisch-harmonischen Happen für den kurzen ex-und-hopp-Genuss einfach zu gewaltig sind. Dabei kann der phantasiesprühende Vierer um die in der knarzig-trockenen Mitte von Kurt Wagner, Stuart A. Staples und Lee Hazlewood nachhaltig prägende Stimme von Robert Goodwin auch zarte, leise und balladeske Töne zu Herzen spielen, die als berührende Ruheinseln in den in Breitwand und Bombast kunstvoll gearbeiteten Sakral-Pop-Hallen dienen, aber von den ersten, einleitenden getragenen Klavier-Akkorden an spürt der beeindruckte Besucher die unendlichen Weiten, die einladend ausladenden Gesten, die die zwölf Wucht- und Wohlklang-Weisen prägen, tragen und erfüllen. Der faszinierende Palast zwischen weichen Dream Academy-Wolken, Lambchop-Liebe zur Langsamkeit, Tindersticks-Grandezza und lustvoll ausgestalteter Get Well Soon-Pracht wird auf den Eckpfeilern von Goodwin's seelenschneidendem Gesang und Frederik 't Kindts großartig vielschichtiger Tastenkunst errichtet, und, bereichert um grandiose Gitarren-Momente, kraftvolles Schlagwerk, betörend schmeichelnde Streicher und Blechbläser-Spitzen von barocker Schönheit, und gekrönt von Kesha Ellis' liebreizendem Duettgesang und den erhabene Weiten schaffenden Vokalteppichen eines kompletten Chores in himmlische Höhen gehoben. Köstlich-kostbarer Art-Pop von ergreifender Eingängigkeit, sakraler Ernsthaftigkeit und wahrer, bleibend beeindruckender Größe. (cpa)
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