Tocotronic - Die Unendlichkeit
Rezension
Fünf Minuten vor der Februar-Deadline kommt noch das neue Tocotronic-Album rein: der mittlerweile zwölfte (!) Longplayer der Hamburger gefällt mir schon beim ersten Hördurchgang wieder richtig gut und greift nahtlos die Klasse des 2015er Vorgängers „Das Rote Album“ auf. Angekündigt wird „Die Unendlichkeit“ als biographisches Konzeptalbum, man kann die Songs aber auch einfach als ein wenig nostalgisch-retrospektiv betrachten, was sich eine derart lange im Geschäft befindliche Band auch mal leisten sollte. Denn musikalisch geraten die zwölf Songs, wie man sie von Tocotronic gewohnt ist: abwechslungsreich zwischen leisem Kammerfolk, blankem Pop und knackigem Beinahe-Punkrock variierend, getragen von Dirk von Lowtzow hervorragendem Gesang (charismatisch, nonchalant), eleganten Arrangements und souveräner Gitarrenarbeit letztere gerät im richtigen Moment auch mal erfreulich hart und noisig. Der Sound der Songs über Kindheit, Heranwachsen und junges Erwachsensein geraten gewohnt unprätentiös, mal hartrockend (die punksozialisierte Jugend), mal subtil-sentimental (die Jahre an der Uni?), gerne auch schön schwelgerisch, was überzeugende Popmusik ja gerne mal sein darf. Und mit „Electric Guitar“ gelingt sogar eine richtig große Hymne an den universellen Geist des Rock'n'Roll-Erwachens. Die in einem Vierteljahrhundert gereifte Größe als Hamburger, nein deutsche Pop-Instanz lässt Altersgenossen mitfühlen, müsste aber auch jüngere Generationen nach wie vor erreichen können, was sich bei den im März anstehenden Konzerten dann auch wieder überprüfen lässt. (Joe Whirlypop)
noch mehr von Tocotronic