Das Weeth Experience & Carsten Brosda: Nichts kommt von selbst und wenig ist von Dauer (lim.ed. Rotes Vinyl) - Hilfe
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Das Weeth Experience & Carsten Brosda - Nichts kommt von selbst und wenig ist von Dauer (lim.ed. Rotes Vinyl)

Cover von Nichts kommt von selbst und wenig ist von Dauer (lim.ed. Rotes Vinyl)
Das Weeth Experience & Carsten Brosda
Nichts kommt von selbst und wenig ist von Dauer (lim.ed. Rotes Vinyl)

Label Michelle Records
Erstveröffentlichung 18.11.2022
Format LP
Lieferzeit 1 – 3 Werktage
Preis 21,95 € (inkl. MwSt. zzgl. Versand)
Rezension

Semi-exklusiv bieten wir Euch hier etwas ganz besonderes an, eine Hamburger Kulturperle: Ein gitarrenrockig, stetig groovender psychedelischer Fluß, frei improvisiert und darin eine Lesung eingepackt. Reizt viele Sinne...

Carsten Brosda ist im Hauptberuf zur Zeit umtriebiger Hamburger Kultursenator, sowie Autor. Drei erhellende Bücher zum Stand der Republik, Kunst, Digitales, Rechtsautoritäres und Corona betreffend, hat er bereits veröffentlicht.

Das Weeth Experience hingegen bedarf vielleicht der (Wieder-) Vorstellung. Gegründet in den frühen 1990er Jahren war diese kleinste der großen Hamburger Bands auf der ganzen Welt unterwegs und veröffentlichte vier CDs. Mehrere US-Tourneen führten zu Freundschaften mit Bands wie Yo La Tengo, Giant Sand und später Calexico. Bands, mit deren musikalischem Ansatz sich die Das Weeth Experience eher verbunden fühlte, als mit vielem Heimischen.

Und die Verbindung? Das Weeth Experience ist die Band um den Michelle Records Macher Christof Jessen. Dem Hamburger Plattenladen, in dem sich Herr Brosda beim Plattenstöbern gern mal vom Regieren erholt. Und da kommt man halt beim Schnacken mal so auf Ideen...

Der Plan, Improv-Instrumentalmusik simultan mit einer Lesung zu kombinieren, entstand während des Frühjahrs-Shutdowns 2020 und war eigentlich als Abschluss der FUCK-OFCORONAVIRUS-SCHAUFENSTERKONZERT-SPEZIAL-SERIES geplant. DWE spielte auf der verwaisten Michelle-Bühne jeden Tag einen Song und veröffentlichte ihn abends auf der Michelle-Records-Facebook-Seite. Aus terminlichen Gründen ließ sich die Idee damals leider nicht realisieren.

Das änderte sich mit dem Beginn des zweiten Lockdowns im Dezember 2020. Zusammen mit dem Hamburger Musikclub KNUST organisierten sie ein Soli-Konzert für die Essensaufgabe DEIN TOPF im angrenzenden Karolinenviertel. 

Das Ergebnis gefiel allen Beteiligten so gut, dass schnell klar war: Da machen wir 'ne Platte draus. Und zwar in Willy-Brandt-rotem Vinyl. Weil von ihm der Satz stammt, den wir als Titel gewählt haben.

Und voilà, hier ist sie: die erste psychedelische Kulturtheorielesung. Von den Schöpfern auch „Das Monstrum“ genannt. Live mitgeschnitten und im Studio zur Perfektion gemischt von Klangzauberer Tobias Levin.

Keine leichte Kost für Menschen mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne. Wer aber bereit ist sich in den Mahlstrom aus immer seltsamer werdenden Sounds, klugen Gedanken und clever gesetzten Breaks zu begeben, wird mit Erkenntnis und Erleuchtung belohnt. Mindestens! Und einem dicken Grinsen im Gesicht dazu.

Unser Rezensent beschreibt das so:
Das Werk besteht aus einem einzigen 46 Minuten langen Stück: Luftiger, relativ leichtfüßiger Rock im Gitarren-Trio, ein federnder Fluß ohne Hast, in weiten hallenden Räumen. Nach einer gewissen Zeit stellt sich ein stärker werdendes psychedelisches Feeling ein, die Sounds werden immer abgedrehter und reizvoller. Nach 10 Minuten beginnt über dieser nun zurückgenommeneren Musik (im selben fortlaufenden Flow) Carsten Brosda, aktuell amtierender Hamburger Kultursenator, eine Lesung aus seinen Büchern. Im weiten Sinne sind dies politische Inhalte, wobei er mit diesem Hintergrund Kunst als solche thematisiert. Er zitiert u.a. Leonard Cohen, oder baut die Highwomen (feat. Brandi Carlisle und Amanda Shires) mit ein. Die Texte verfügen über Aussagekraft, Intelligenz und Reiz! Irgendwann verzichtet die Musik vorübergehend auf jegliche Rhythmik, verbindet dabei Psychedelia und outer space um wieder zum alten Rhythmus zurückzukehren, nun wieder ereignisreicher, psychedelisch wie vor Beginn der Lesung. Die letzten 5 Minuten dann nur noch instrumental. Wer das Ganze krautartig nennen will… meinetwegen. Immerhin wäre es möglich, zwischendurch mal an Can zu denken, oder an elektronische „kosmische Musik“ der 70er. Ebenfalls auch an ellenlange, rhythmisch geerdete , psychedelisch konnotierte Improvisationstrips der späten 60erm/frühen 70ern aus USA oder England. Auf jeden Fall ein gelungenes, attraktives, singuläres Experiment! Das Vinyl ist limitiert und meines Wissens zur Zeit nur bei Michelle in Hamburg und bei Glitterhouse erhältlich! (detlev von duhn)