Van Der Graaf Generator - Godbluff (remastered)
Rezension
Eine 3-Disc-Edition des klassischen Albums von Van der Graaf Generator. Neu gemastert von den Original-Masterbändern der ersten Generation mit einem neuen Stereomix und einem 5.1 Surround-Sound-Mix von Stephen W Tayler sowie zusätzlichen Bonustracks. Eine der prägenden Progressive-Rock-Veröffentlichungen seiner Ära.
21er Reissue, von 1975. Was die Basis-Informationen betrifft, gilt auch hier dasselbe wie bei H To He (bitte dort nachschauen). Die Musik jedoch hat sich seit dem zwischenzeitlichen Band-Aus nach Pawn Hearts partiell verändert, sie ist „klarer“, bodenständiger, rhythmisch stärker geworden, die Studiospielereien spielen eine klar geringere Rolle, ohne daß der enorme Einfallsreichtum, die vokale, instrumentale, kompositorische Klasse einen Deut nachgelassen hätte. Das Ergebnis: Kein neues Killer oder Man Erg, aber 4 fantastische Stücke auf durchweg höchstem Level, für mich auf einer Stufe mit Pawn Hearts. Die Remasters genügen ein weiteres Mal obersten Qualitätsansprüchen, die neuen Remixe bieten eine Menge Veränderungen/Verbesserungen. Beispiele: Ein mehrfach extrovertierterer und „breiterer“ (Stereo-) Mix der Saxofone mit manchmal neu hinzugefügten Spuren bei Undercover Man, die Orgel teils weniger „rumorend“, zeitweise eine Spur rockiger im Klangbild, sporadisch wurden vorher im Background befindliche Vocals nach vorne gemischt. Immer wieder viel schärfere/wirkungsvollere Drum-Akzentuierungen (was ebenfalls zu einem (noch) rockigeren Charakter führt) bei Scorched Earth, die ganze (eh hier schon stark ausgeprägte) Rhythmik wird noch besser herausgearbeitet, der Sound ab und zu weiter verdichtet, Sax-Riffs prominenter nach vorne geholt. Arrow besitzt insgesamt mehr Klarheit und Dynamik, bekam kurzzeitig vorher nicht hörbare komplette „neue“ Instrumentalspuren spendiert, das Sax wurde auch hier ein paar Mal stärker im Mix betont, und der ganze Song groovet irgendwie mehr (und organischer). Auf Sleepwalkers schließlich kommen kurzzeitig 2, 3 Mal vorher kaum hörbare Gesangsspuren zu Gehör, Ähnliches gilt fürs Sax, im Gegenzug wurde mal ein E-Piano eliminiert. Phasenweise führt dies zu höherer Fülle im Sound, anderswo entwickelt sich ein größerer Druck, enorme Power. In den letzten 2 Minuten wird einiges an den Effekten gedreht, die frühe Ausblendung fällt weg! Insgesamt kommen die eh beträchtlichen Kontraste noch deutlich besser zur Geltung! Guy Evans soll sich (sehr angetan) beim ersten Hören dieses Mixes sinngemäß geäußert haben, das würde sich ja schon bald wie ein ganz anderes Album anhören. Die Bonustracks: 2 Peel Sessions von 1975 (von der After The Floor-BBC-Compilation bekannt), Scorched Earth und Sleepwalkers (das mit wesentlich rauherem/harscherem und bestens phrasiertem gefühlsbetonterem Gesang besticht; Ähnliches trifft sporadisch auch aufs Sax zu). Und 3 lange bis sehr lange Livetracks 1975 in Rimini (teils auf dem raren „The Box“-4er-Set, teils auf der 2005er-Godbluff-CD als Bonus), der Sound sehr rough/eher Bootleg-Flair, aber das paßt irgendwie zur herausragenden Musik, ist noch zumutbar. Forsaken Gardens und A Louse is Not A Home stammen von Hammills bester Solo-LP (The Silent Corner…), sind VdGG-typische hervorragende Songs, die von beständigen scharfen Gegensätzen leben, lyrischen/leisen Parts, enormer rockiger (nur partiell komplexer) Power, mal etwas lautmalerisch, wobei A Louse… in der Beziehung noch radikaler agiert, auch diverser/variabler, zudem rhythmisch betont (in Godbluff-Nähe), z.T. proto-hymnisch. In The Black Room/The Tower ist der mit Abstand größte Song auf Hammills „Chameleon“-LP, ein wahrer Klassiker, unerhört emotional, berstend vor Energie und Dynamik, aggressiv phasenweise, manchmal fast schon brutale Kontraste. Die DVD-Audio enthält alle Remasters, neuen Mixe, Surround-Mixe, und alles ist auch in diesem Fall auf der neuen Box enthalten. (detlev von duhn)
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