Mercury Rev - Born Horses
Rezension
Von den Post- und Psych-Rock-Abenteuern ihres Debüts „Yerself Is Steam“ (1991) über die von Gründungsmitglied und Meisterproduzent Dave Fridmann inszenierten Kammerpop-Wunderwerke „Desert’s Songs“ (1998) und „All Is Dream“ (2001) bis zum vollendeten Fantasy-Sound von „The Light In You“ (2015) hat die Band aus Buffalo/New York eine erstaunliche Entwicklung genommen. Die Zuckerwattewölkchenstimme von Sänger Jonathan Donahue verleiht der ohnehin ziemlich schwerelosen Musik von Mercury Rev eine beinahe unwirkliche Schönheit.
Der Guardian lobte die Gruppe als „eine Rarität im Indie-Rock: eine Band, die ihren Sound kontinuierlich weiterentwickelt hat, indem sie über 25 Jahre hinweg an die Grenzen dessen stieß, was Rockmusik eigentlich bedeutet, und dabei Anleihen bei Jazz, Funk, Doo-Wop, Techno, Folk und mehr machte“, während der Rolling Stone ihr „majestätisches Chaos“ lobte. Das Debüt der Band, „Yerself Is Steam“ von 1991, landete auf der Liste der besten Shoegaze-Alben aller Zeiten von Pitchfork, und ihr Durchbruch von 1998, „Deserter’s Songs“, wurde bei seiner Veröffentlichung vom NME zum Album des Jahres gewählt. Große Festival- und Fernsehauftritte auf der ganzen Welt festigten ihren Status als die seltene Gruppe, die den Spagat zwischen Mainstream-Appeal und progressiven musikalischen und technologischen Experimenten schafft.
Unser Rezensent schreibt zu diesem Album:
Die Musik kommt etwas überraschend für mich, haben sie so was schon mal gemacht? Die Vocals bestehen weitgehend aus (teilweise fast geflüstertem) Sprechgesang. Es gibt jede Menge Hall. Gar manches wirkt etwas elegisch, mit umhüllenden Soundscapes bestückt, teils sanft orchestraler zeitloser Tasten-Pop (in einem Fall inklusive einem Hauch Folk-Input, jedoch keineswegs im Sound), teils ziemlich pompös/sehr vollmundig (Keyboards, Streicher, Piano, auch Bläser), vielfarbig, oft dicht arrangiert, „schwellend“, nur kurzzeitig runtergedimmt. Gelegentlich melancholisch-erhebend, zurückhaltend und sehr atmosphärisch (stilistisch undefinierbar; später intelligent und leicht agiler/komplexer rhythmisiert), oder leichtfüßig federnd fließend (dezenter Jazzeinfluss, ganz entfernt eine Spur Chet Baker), oder ausnahmsweise (deutlich) rockiger und schneller. Sporadisch tauchen rauhe Gitarren auf. Ich kann mir nicht helfen, die Üppigkeit des Sounds erinnert mich in einigen Stücken an die 70er-Zeiten des Symphonic Rock, gar (okay, entfernt) Alan Parsons Project. Teils längere Tracks. (detlev von duhn)
Tracklisting
01. Mood Swings< |
>02. Ancient Love< |
>03. Your Hammer, My Heart< |
>04. Patterns< |
>05. A Bird Of No Address< |
>06. Born Horses< |
>07. Everything I Thought I Had Lost< |
>08. There’s Always Been A Bird In Me |
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