Alice Cooper - Killer (remastered & expanded)
Rezension
Alice Cooper erscheint eher selten auf diesen Seiten, dieses Werk hat es aber fürwahr verdient. Von 1971, ein wirklicher Klassiker der Rockgeschichte. Was z.B. an der harten dynamisch rockenden eingängigen tollen Single "Under My Wheels" liegt (inklusive feinem Bläser-Motiv und bestechendem Gitarrenriff), der ebenso melodischen 2. Single "Be My Lover", das ein bischen an die Stones erinnert. Oder "Desperado" (mit mehr Kontrasten, hart bis ruhig, sogar Streicher) mit gleichfalls beträchtlichen melodischen Qualitäten. Vor allem aber am 8-minütigen, enorm abwechslungsreichen, erstaunlich anspruchsvollen und grandiosen "Halo Of Flies" mit Abstand der beste Song seiner Karriere. Der ist rhythmisch variabel und bietet ausgesprochen attraktivsuperbe Gitarrenparts mit gleich einer ganzen Serie toller Melodie-Einfälle (was auch auf den Gesang zutrifft!), auch kurzem, reizvollem Mellotroneinsatz… - so viele ganz unterschiedliche bestechende Ideen, vermengt zu einem organischen Ganzen mit unprätentiösen druckvollen Prog Rock-Verweisen. Ich hatte das Stück bestimmt seit 30 Jahren nicht mehr gehört und bin restlos begeistert wie damals.
Die weiteren Stücke gemahnen ein wenig an Iggy Pop, bedienen die zeittypische Hard Rock-Schiene mit einer Prise Pop und Blues versehen, verfügen über kurz ausflippende Gitarren, wildern in avancierten Pop-Gefilden der späten 60er (ein Hauch Beatles) auf Proto-Hard Rock-Basis; der 7-minütige gitarrenzentrierte Titeltrack will viel (z.T. noch einmal in Prog Rock-Nähe), scheitert aber (zu wenig memorabel). Als Bonus gibt´s 3 Alternativ-Versionen, u.a. von "Under My Wheels" (ohne die Bläser), "Dead Babies" (gefällt mir ein Teilen sogar besser als die LP-Fassung). Und ein über 1-stündiges unveröffentlichtes Konzert vom 2.4.72 beim Ar-Y-Sol-Festival. Außer "Desperado" wird die ganze LP gespielt. Wobei Be My Lover auf 5 Minuten ausgedehnt wird, Killer auf 9. Die Laufzeit von "Under My Wheels "wurde gleich verdoppelt (nicht zum Vorteil), "Dead Babies" fällt deutlich schlichter aus, "Halo Of Flies" (nun 10 Min. lang) glänzt zumindest über zwei Drittel der Zeit, in Details etwas verändert: Die Stimmfärbung, kurzzeitig minimal die Rhythmik, reduzierte Klangfülle und -Farben, eine Verlängerung des rhythmusbetonten Parts 2,3 Minuten vor Schluß… Dazu kommen 3 Tracks von Love It To Death: "I´m Eighteen" gefällt mir sehr gut, "Is It My Body" wurde völlig verändert und gleich um 5 Min. aufgestockt, "Long Way To Go" gar um 7 (obwohl klar beschleunigt im Kernteil), es wird lange Guitar-heavy gejammt, teils über dem Riff von "School´s Out" (das erst deutlich später erschien). Insgesamt eine höchst erfreuliche Wiederbegegnung… (detlev von duhn)