Swans - The Beggar (limited 2-CD)
Rezension
Limitierte Doppel-CD in einem braunen Spanplatten-Digi-PackDas sechzehnte Album der New Yorker Noise-Rock-Urgesteine Swans um deren Kopf und Sänger Michael Gira, inklusive einer Schar an namhaften Gästen wie Ben Frost.Gira: "Nach zahlreichen pandemiebedingten Tourabsagen für das vorherige Swans-Album 'leaving meaning' und einer scheinbar bodenlosen Grube des Wartens, Wartens, Wartens und der seltsamen Orientierungslosigkeit, die mit dieser plötzlichen, aber nicht enden wollenden erzwungenen Isolation einherging, beschloss ich, dass es Zeit war, Songs für ein neues Swans-Album zu schreiben und alles andere zu vergessen. Es fiel mir relativ leicht, sie zu schreiben, immer in dem Bewusstsein, dass es meine letzten sein könnten. Als ich endlich in der Lage war, mit den Songs in der Hand nach Berlin zu reisen, um mit meinen Freunden an diesem Album zu arbeiten, war das Gefühl ähnlich wie der Moment in 'Der Zauberer von Oz', wenn der Film von Schwarz-Weiß auf Farbe wechselt. Jetzt fühle ich mich ziemlich optimistisch. Meine Lieblingsfarbe ist rosa. Ich hoffe, dass euch das Album gefällt."...Unserem Rezensent auf jeden Fall:
Es gibt neben ihnen kaum einen Künstler/eine Band über den ganzen Zeitraum der letzten 10 Jahre, die für mich bei jeder Albumankündigung mit einer so großen Vorfreude und Gespanntheit, was nun wohl wieder folgen wird, verbunden war. Wie schon beim Vorgänger Leaving Meaning sind auch hier ehemalige und gegenwärtige Bandmitglieder, Leute von Angels Of Light und Gäste (Ben Frost) vertreten, und die musikalische Tendenz von Leaving… setzt sich fort, eher noch verstärkt: Kaum einmal die gewohnte Wucht ihrer sonstigen Werke der 10er Jahre, weniger Extreme, weniger Wagnis, weniger Drama, weit ruhiger insgesamt, „zugänglicher“ würde es auch ziemlich treffen.
Außerdem ist die übliche exorbitante Länge diverser Stücke geschrumpft (maximal 11 Minuten, meist zwischen 6 und 10), mit einer Ausnahme: Ein 44-minütiger Brocken, der allerdings ein klein bischen Suiten-artig daherkommt, ohne durchgehende Songstrukturen, quasi eine Aneinanderreihung (ohne Pausen) diverser Song-Ideen (die zudem, wie jemand meinte, zum Teil schon etwas älteren Datums sind, z.B. an Phasen des extrem limitierten „The Gate“-Livealbums angelehnt meine Erinnerung daran ist getrübt, da nur einmal gehört). Auf Vinyl fehlt das Stück, ist dort aber als Download-Card dabei.
Alles zusammengenommen übertreffen sie wieder einmal die 2 Stunden-Marke. Währenddessen hören wir im Einzelnen: Eine Nummer mit ruhigem eine Spur „feierlichem“ minimalistischem Beginn und Ende samt weiblicher Harmony-Stimme, dazwischen dezent traumverloren, ansatzweise ein Mix aus Dream Pop und Shoegazer inklusive repetitivem Gitarrenmotiv. Über lange Zeit verwehte Klangfahnen, ein ganz leises Pochen, irgendwann leicht spooky, recht plötzlich jedoch handfest (Post-) rockend; jeweils mit ergiebigen reizvollsten psychedelischen Untertönen. Stoischer und einigermaßen Band-typischer Rock unter Post Punk-Einfluss. Schon beinahe ätherisch (in relativ düster freilich durch die Stimme) bis entrückt, leise und klangmalend instrumentiert, Folk-Elemente, no Drums. Letzteres trifft auch auf ein gedehntes „Gothic Folk“-Stück zu mit extrem eindringlichem dominierendem Gesang, lange Zeit nur von akustischen Gitarren begleitet, dann von Chorälen, klangmalender E-Gitarre, Keyboards und knurrenden Tieftönern. In der 1. Hälfte minimal verstärkte repetitive Gitarren, bevor bestechende verzerrte auftauchen, immer weitere Gitarrenschichten werden draufgepackt, hypnotisch marschierender Sound wird immer weiter intensiviert/verdichtet, irgendwie „behutsam manisch“ (und toll!). Noch besser: Eine (Dark/Drone-) Folk/(Dream) Pop-Ballade, die sich zum ansatzweise schweren, schleppende Hypnose-Pop mit beständig wiederholtem Chor-Einsatz auswächst. Am besten: Phasenweise unwirklich-außerweltlicher „Post Rock“ (??) unbestimmter origineller Art mit ausgesprochen individuell gestalteten psychedelischen Inhaltsstoffen absolut faszinierend! Schließlich eine harmonische sanfte melodische Folk-Pop-Ballade und rockender stampfender Post Punk in ihrer ureigenen Art, aber weniger Härte als früher, entfernt gewissen älteren Nick Cave-Sachen verwandt. Und der 44-Minüter? Ist ein Konglomerat aus halluzinogenen rhythmuslosen großformatigen Klangflächen, pechschwarzem Gothic Post-Can Psychedelic Space irgendwas, das zum Post Punk mutiert (ebenfalls mächtig stoisch, repetitiv), Industrial-Jungle, Drones, Chören, perkussiven freigeistigen Donnersounds, modifizierten Anleihen bei deutscher Elektronik der 70er mit manipulierter Dark Folk-Unterlegung, düsterer Elektro-Avantgarde, schön leicht federnden entfernten Ahnungen von Riders On The Storm. Viele Stimmungswechsel, abgedreht wie bestechend. Insgesamt ziemlich viel Lap Steel übrigens, und akustische Gitarren, sogar mal Bläser. Gira beschäftigt sich in den Texten übrigens viel mit dem Tod… Vinyl in brauner Spanplattenhülle (+ Poster?), CD in entsprechendem Digipack, beides limitiert. Eine dicke Empfehlung, ist klar, oder?! (detlev von duhn) :
Angaben zur Produktsicherheit
Herstellerinformationen
Believe Digital GmbH
Im Mediapark 6B
50707 Köln
Germany
legal.de@believe.com
Tracklisting
CD 1:< |
>1. The Parasite< |
>2. Paradise is Mine< |
>3. Los Angeles: City of Death< |
>4. Michael is Done< |
>5. Unforming< |
>6. The Beggar< |
>7. No More of This< |
>8. Ebbing< |
>9. Why Can't I Have What I Want Any Time That I Want?< |
>< |
>CD 2:< |
>10. The Beggar Lover (Three)< |
>11. The Memorious |
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