David Sylvian - Sleepwalker (remastered, lim.ed., 180gr)
Rezension
Limitierte Doppel-LP Auflage auf schwarzem 180g Vinyl im Gatefold mit exklusivem Kunstdruck-Beileger
Der heute 64-jährige Sänger von Japan scheint sich seit einigen Jahren komplett von der Musikproduktion verabschiedet zu haben. Schade, denn beim Hören dieser von Grönland wiederveröffentlichten Compilation (seinerzeit auf Samadhi Sound) merke ich dann doch, dass er mir fehlt. Sylvians Stimme fand ich schon immer großartig: eine ganz eigene, unaufgeregte Version von Bryan Ferry durchaus glamourös, gerne auch ein wenig theatralisch, insgesamt aber immer mit sicherem Gespür für eine angemessen Dramaturgie. Kunstsinnig war Sylvian schon immer, das zeigt auch diese erstaunlich konsistente Zusammenstellung von Songs, Kollaborationen und Remixes aus den 2010er Jahren. Überwiegend zurückhaltend arrangiert, oft fast minimalistisch (Piano, Ambient, akustische Gitarre), kommt diese warme und einnehmende Stimme umso besser zur Geltung. Es gibt u.a. Songs gemeinsam mit Japan-Drummer Steve Jansen (Sylvians Bruder), Ryuichi Sakamoto und Christian Fennesz, stilistisch recht kontrastreich, teils auch milde avantgardistisch. Dann aber wieder sehr einnehmend zum Beispiel zu den sparsamen Klängen einer leicht abseitigen Latenight-Jazzband, mit Besen-Drums und ein bisschen Vibrafon aber auch mal mit fernöstlichen Saiteninstrumenten und sanftem TripHop, untertourig funky. Letztlich klingt kein Song wie ein anderer, alle haben aber diese intensive Atmosphäre, getragen von der stimmlichen Aura eines wirklich großen Vokalisten. Die disparate Herkunft der einzelnen Songs stört tatsächlich kein bisschen, für mich klingt „Sleepwalkers“ wie ein rundes und stimmiges Album, das sich zeitlich kaum einordnen lässt. Der Reissue ist frisch gemixt kommt mit dem bislang unveröffentlichten Song "Modern Interiors". (Joe Whirlypop)
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