Helge Holm - America First
Rezension
Vier Jahre ließ der frühere Following Flames-Kopf seinem zweiten Vollwerk unter eigenem guten Namen zur Reifung, eine Zeit, die der finalen Feinform der zehn Songs zu Gute kommt. Der Entwicklungsdauer angemessen ist auch das Thema, dass sich der Vielinstrumentalist, Sänger und Songwriter dafür auserkor in zehn auch stilistisch sehr individuellen Songs widmet er sich dem nahezu grenzenlosen Phänomen Amerika, wobei er sich nicht allein das Trump'sche Unwesen vorgenommen hat, sondern das ferne Geschehen durchaus exemplarisch auch für weltweite Vorkommen nutzt. Aber auch die größten Worte verlangen nach entsprechender musikalischer Umsetzung, Begleitung und Untermalung, und hier spielt Helge seine ganze (Gitarren-) Kunst aus, nutzt die vielfältigen Klang-Sprachen seiner 6 Saiten, um die Vielschichtigkeit des Themas auch stilistisch hör-, spür- & greifbar zu machen. Und auch wenn Andreas Mühe (Bass) und Peter van der Meer (Produktion, Drum Programming, Gitarren- & Tastenwerk) ihren Beitrag zur Abrundung des akustischen Geschehens leisten, so ist es in aller erster Linie der nach Perfektion heischende Protagonist, der die vier Jahre ausgiebig nutzte, um aus Gesang und Gitarren, Keyboards und Klavier, Elektronikspielereien und Effekten eine genregrenzenübergreifende Rock-Musik zu erschaffen, die vom sonnenbeschienenen Pop über Beat, Pub Rock und deftige Hard Rock-Attacken bis hin zu Reggae-Rhythmen reicht, sogar seine Neigung zu klassischen Art- und Progressive Rock-Elementen lässt er uns zwischen den Zeilen spüren. Mit seiner Stimme, besonders wirkungsvoll eingesetzt in den mehrlagigen Chorpassagen, liefert er die oft bemerkenswert eingängigen Melodien-Kronen zu seinen nicht minder ohrenfreundlichen Rock-Riffs, die ihm scheinbar nahezu mühelos von der Hand gehen. Gepaart mit den reizvoll durchdachten Arrangements, dem gefällig gleißenden Gitarrenspiel und den mitunter überraschenden Tempi-, Ryhthmus- und Harmonie-Wechseln ist dem energischen Eigenbrötler ein rundum reifes Werk gelungen, dem man nicht nur die lange Zeit der Entstehung, sondern auch die Erfahrung des agierenden Artisten anfühlt. (cpa)