Melissa Carper - Borned In Ya
Rezension
Neben ihrer vertrauten Mischung aus Country, Jazz, Blues, Soul und R&B, erkundet Carper auf dem neuen Album eine subtilere Kreuzung dieser Genres mit einer gereiften lyrischen Tiefe. Der Titeltrack beginnt mit einem Refrain im Gospel-Stil, bevor er in einen tadellosen funkigen Groove übergeht. „Evil Eva“ erinnert an den klassischen R&B der 50er und 60er Jahre, und „Let's Stay Single Together“ unterlegt Carpers Gesang mit einem reizvollen Jazz-angehauchten Country-Soul-Feeling. „There'll Be Another One“ klingt wie ein klassischer Roy Orbison, bei dem Carper auf dem Bett der immer stärker werdenden Emotionen schwebt, angeheizt durch das umwerfende Streicherarrangement der Geigerin Rebecca Patek. „Somewhere Between Texas and Tennessee“ kommt direkt aus dem Honky Tonk und „Lucky Five“ erinnert an einen alten Frank Sinatra-Swinger.
Carper rundet das Album mit Coverversionen von zwei Klassikern ab: „That's My Desire“, einem Crossover aus Jazz und Country aus den 30er Jahren, und einer wunderschönen Interpretation von Cole Porters „Everytime We Say Goodbye“.
"Borned In Ya" wartet mit einer Reihe hochkarätiger Musiker auf, wie dem Bassisten Dennis Crouch (Johnny Cash, Gregg Allman, Alison Krauss, Robert Plant), dem Gitarristen und Pedal-Steel-Spieler Chris Scruggs (Loretta Lynn, Jim Lauderdale), dem Pianisten Jeff Taylor (The Time Jumpers, Riders in the Sky), dem Geigenmeister Billy Contreras (Ricky Scaggs, Buddy Spicher, George Jones) und der Multiinstrumentalist Rory Hoffman (Ricky Skaggs, Kathy Mattea, John Cowan).
Auch unserem Rezensenten gefällt's:
Von Kollege Joe wie von mir schon länger immens geschätzt, macht sie so weiter wie bisher, mit hochkompetenter Hilfe von Leuten wie Chris Scruggs oder Billy Contreras. Heißt: Das ganze amerikanische Roots-Spektrum wird neu und ohne Grenzen (!) zusammengesetzt, Country (etwas geringerer Anteil als zuvor), Blues, Jazz, Soul, einmal auch eine kleine Prise Gospel, samt Vintage Pop-Elementen (mehrfach). Und immer traditionsgesättigt bis weit in die Vergangenheit hinein, 50er und 40er dominieren, kurzzeitig verwendet sie noch ältere Einflüsse, streift aber auch mal die Zeit um 1970 rum. Soundmäßig klingt das alles total authentisch, warm und organisch, völlig natürlich, nur: Eben auch ein kleines bisschen „neuartig“ (wie sie selbst sagt), weil die Grenzen zwischen den Genres früher wenig durchlässig waren. So klingt das Ergebnis wie eine absolut selbstverständlich wirkende Verschmelzung von Country, Blues und Jazz, wie old fashioned Pop mit multiplem Roots-Hintergrund, wie Country Pop mit winzigen Blues-Spuren, oder Western Swing mit 20er-Jazz-Anleihen, Classic Soul mit Gospel-Spritzern, Deep Southern Country mit „Verunreinigungen“, zwischendurch (ein bisschen häufiger als in der letzten Zeit) balladesk, z.B. bluesig-divers-rootsig. Nur einmal geht sie (in Nuancen, ganz leicht) über gewohnte Klänge hinaus (sehr punktuell freilich nur). All das, diese Vielfalt der Einflüsse, spiegelt sich in ihrem exzellenten charaktervollen Gesang, der auch hier wieder manchmal dezent Billie Holiday-Gefilde streift. Und: Sie spielt Originale! Ausgezeichnetes Album, absolut zu empfehlen! (detlev von duhn)
Tracklisting
1. Borned In Ya< |
>2. I Don't Love You Anymore< |
>3. Your Furniture's Too Nice< |
>4. Evil Eva< |
>5. There'll Be Another One< |
>6. Let's Get Outta Here< |
>7. Somewhere Between Texas and Tennessee< |
>8. That's My Desire< |
>9. Let's Stay Single Together< |
>10. Lucky Five 02:22< |
>11. Every Time We Say Goodbye< |
>12. Waxing and Waning |
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