Paul Simon - Seven Psalms
Rezension
23er. Da hat er dann doch noch ein Album gemacht. Ein ziemlich besonderes, mir fällt keines von ihm ein, das so klingt, wie dieses. Und zudem ein richtig gutes! Nur 33 Minuten lang, aber gehaltvoll, 7 Songs, die meistens ineinander übergehen, sich recht oft mit Gott beschäftigen, natürlich ohne jede Dogmatik oder Zeigefinger, mit Gegenwartsbezug und eher nachdenklich. Basierend grundsätzlich auf sehr schöner Akustikgitarre, aber dabei bleibt es nie, hinzu kommen, jeweils punktuell und teilweise überraschend arrangiert, Gongs, Glocken, mehrfach entweder von E-Gitarre oder manipulierter akustischer erzeugte kurz aufflackernde bzw. sehr plötzliche/“schlagartige“ Drones, Glockenspiel, evt. Xylophon, Viola und Cello, Dobro, Keyboards, Harmonium, Flöte, eher zarte Percussion, weitere obskure Klangerzeuger aber eben alles nur kurzzeitig. Die Tendenz geht meist in Richtung offener unbestimmter bis undefinierbarer Songwriter Folk und/oder eine spezifische Art Edel-Pop, aber eigentlich ist beides eine unvollkommene Beschreibung, in einem dominiert (recht eindeutig) Folk Blues, woanders, wenn auch eher entfernt, höre ich World Music-Anleihen, parallel zu einer stärkeren Rhythmisierung als sonst sowie fast psychedelischen Passagen (etwas spooky), das Ganze bunter als gewohnt. Viel filigranes Spiel, relativ intime Stimmungen, gern auch sanfte feinziselierte Phasen - in einem Fall, besonders harmonisch und gänzlich reduziert, unterstützt effektvoll Edie Brickell, die ein weiteres Mal einen starken Beitrag mit ihren Duett- und Harmony Vocals leistet, in einem ausgesprochen lyrischen ruhigen atmosphärisch reizvollen wunderschönen Setting. Woanders tauchen kurzzeitig etwas extrovertiertere bzw. singuläre „Aufschwünge“ auf, treibende Momente, oder auch versteckte Klassik-Andeutungen. Das alles macht einen sehr organischen, in sich ziemlich schlüssigen und geschlossenen Eindruck, entwickelt viel Ausdrucksstärke. Zu meinem Erstaunen absolut empfehlenswert. (detlev von duhn)