Rezension
23er Album der zwischen Kalifornien und Irland pendelnden Singer-Songwriterin Amelia Baker , deren fabelhafter Vorgänger, No Summer, mich schwer begeisterte. Etwas verändert hat sich die Musik seitdem schon, vor allem klingt sie weniger dunkel; toll ist sie nach wie vor. Schon ihre Stimme besitzt etwas sehr Besonderes, ein sehr schönes reizvolles und individuelles Timbre, „natürlich“ wirkend, gelassen und ausdrucksvoll zugleich, teilweise ein bischen melancholisch doch auch dies in unkonventioneller Art.
Vieles läßt sich als Songwriter-Folk mit einem kleinen old-timey-Touch tief drinnen beschreiben, doch keineswegs irgendwie puristisch/herkömmlich, einen tief traditionellen Eindruck machen die Stücke nie. Eine ganze Reihe der Songs entfalten eine regelrechte Trance-Wirkung, besitzen hypnotische Qualitäten! Und wie die Geigen (eine oder zwei davon, eine spielt sie selbst) und eine Viola (partiell dabei) eingesetzt werden, ist absolut außergewöhnlich, enorm effektiv, und unerhört reizvoll: Ziemlich unorthodox, kommentierend, akzentuierend, strukturierend, manchmal ansatzweise Drone-artig, melodisch ausgerichtet nur hier und da (heißt: In bestimmten Stücken, anderswo eigentlich gar nicht). Arrangiert sind die Streicher übrigens von Cormac Mac Diarmada von den brillanten Lankum, der selbst die zweite Geige beisteuert. Das Saitenspiel (akustische, nur manchmal auch ganz leicht verstärkte E-Gitarre) dagegen ist eher „einfach“ gehalten, die Rhythm Section reduziert in größtmöglicher Unauffälligkeit. Einige Songs befinden sich in einem unaufhörlichen relativ ruhigen Fluß (einer klingt vollkommen entspannt, ohne jeden Trance-Faktor, ein anderer erinnert ein wenig an alte Laurel Canyon-Zeiten), einer kommt dann doch wieder recht düster daher, in Zeitlupe, das Trance-Feeling noch verstärkt, mit erheblicher Sogwirkung! Total faszinierend (und 7 Minuten lang)! Zwei Piano-Songs bilden eine Ausnahme, einer davon erscheint ganz und gar in sich versunken, die tolle (Gothic-) Geige, möglicherweise John Cale-beeinflußt, kommt wie eine E-Gitarre erst spät hinzu, derweil ihr Gesang hier zeitweise eine liebliche Note ausstrahlt; der andere verwendet ausschließlich das Piano, tropfend, deep, suggestiv (und irgendwie fatalistisch). Eine Ballade wartet mit stärkerem englisch-irischem Traditions-Flair auf, die Geige strikt melodisch orientiert, dennoch auch in diesem Fall etwas hypnotisch.
Große Empfehlung! (detlev von duhn)
Tracklisting
1 Two Heads, Grey Mare 4:41< |
>2 Overgrown 4:27< |
>3 Returning 4:11< |
>4 Cadence 6:47< |
>5 Well On Fire 1:36< |
>6 Crow 5:48< |
>7 Gone The Holding 4:26< |
>8 A Scorched Lament 5:09< |
>9 I Will Close In The Moonlight 3:36 |
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