Ian Noe - River Fools And Mountain Saints
Rezension
2. LP des ausgezeichneten Singer-Songwriters aus Kentucky 12 Country-Rockern und Appalachen-Balladen, die das gegenwärtige und historische Leben in der Region schildern. "River Fools & Mountain Saints" ist breiter angelegt und heller als Noe's gelobtes Debüt Between the Country von 2019. Es kommt mit einen volleren Sound mit einer vielfältigeren Instrumentierung. Produziert von Andrija Tokic (Phosphorescent, Alabama Shakes, Hurray for the Riff Raff, Benjamin Booker, AHI) und mit "Little" Jack Lawrence (The Raconteurs) am Bass und Derry deBorja (Jason Isbell & the 400 Unit) an den Tasten,
Unsere Rezensenten sind angetan:
Zweites Album des Singer/Songwriters mit teils üppiger Instrumentierung im leicht hinterwäldlerischen Südstaaten-Stil. Noe liefert nämlich ein musikalisches Porträt der Appalachen. Er singt mit klarer Stimme über Typen und Skurriles aus seiner Heimat (Lee County, Kentucky), erinnert dabei an Dylan und John Prine. Mit Band (u.a. „Little“ Jack Lawrence von den Raconteurs und Derry deBorja, Tastenmann bei Jason Isbell), klingt es teils nach The Band und authentischem „Basement Tapes“-Feeling. Mit Orgel, Fiddle, Mandoline und reichlich Pedal Steel klingt “River Fools & Mountain Saints” angenehm oldschoolig nach traditionellem Country-Folk, am Rande aber auch mit etwas Southern Rock-Vibe und Little Feat-Würze. Insgesamt ist das deutlich mehr als bei einem herkömmlichen, guten Singer/Songwriter-Album. Ian Noe erweist sich als moderner Hillbilly-Troubadour von reifer Größe. Seine Songs wirken teils wie echte Genre-Klassiker, die Inszenierung verbindet Tradition und (etwas) Moderne. Überraschendes Cover zum Showdown: Bonnie Tylers abgeschmacktem „It's A Heartache“ wird in diesem ungewohnten Kontext auf beeindruckend emotionale Weise neues Leben eingehaucht. (Joe Whirlypop)
Schon seine Stimme gefällt mir sehr, einfach, aber mit Herzblut und Wärme, zudem betreibt er gutes Storytelling, Thema sind meist die Leute in den ländlichen Appalachen. Musikalisch geht er allerdings nicht, wie ich es vermutete, in die Richtung der alten Mountain Music/Appalachen-Schule, obwohl diverse Country-Stücke hier klar (und sehr erbaulich) traditionsbewußt gehalten sind, egal, ob er kraftvollen doch zugleich einfühlsamen Country Rock (mit wunderbaren Pedal Steel-Licks) zelebriert, in den 60ern/frühen 70ern angesiedelten Country spielt, ein klares Faible Mix für 70s-Outlaw-Country entwickelt (durchweg akustisch und ohne Schlagwerk oder teilelektrisch, und auch mal inklusive einem Schuß vollständig countryfiziertem Dylan). Insgesamt sorgt er für recht viel Abwechslung: In moderat oder verstärkt handfestem umfassendem Roots Rock (der in einem Fall nicht zu überhörende Ähnlichkeiten mit Creedence Clearwater aufweist); mit diesmal deutlicherem Dylan-Einfluß im folkigen Fahrwasser und ergänzenden Spritzern Nebraska-Springsteen und John Prine (den er auf Tour supportete, wie auch u.a. Son Volt); mehr Folk-Ausrichtung, in reduziert-balladesker, anrührender, zarter Form; 2 feinfühlige Americana-Balladen, mit vielen Klangfarben (wozu gar Waldhörner gehören) oder ausgesprochen sparsam, sachte, seelenvoll; Blues-Anleihen in stampfend, sehr rockig und recht scharf (auch das kommt exzellent!); schließlich eine weitere Ballade, ein Medley, das ausgerechnet Bonnie Tylers It´s A Heartache einschließt (allerdings, trotz ganz langsam sich steigernder Instrumentierung, angemessen und schön unprätentiös, im zeitlosen Songwriter-Country-Modus). Absolut empfehlenswert. (detlev von duhn)
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