Gisbert Zu Knyphausen - Das Licht Dieser Welt
Rezension
Das lange, lange Warten hat ein Ende und die Geduld wird fürstlich belohnt. Nicht nur OBS-Besucher wissen, dass Gisbert zu den großen Geschichtenerzählern zählt, aber dieses mal dezent, mal derb dargereichte Dutzend frischer Phantasien hebt die Knyphausen-Kunst auf eine neue Ebene, denn im Viel-Instrumental- und Produktions-Trio mit Jean-Michel Tourette und Florian Eilers kleidet der Meister des filigranen Verseschmiedens seine stets vielfarbigen Wortbilder, die für mal lindes, mal liebevolles, stets aber wiedererkennendes Lächeln sorgen in ein kreatives Klangkonzept, das immer wieder die Grenzen des Erwarteten sprengt. Artifizielle Alltags-Ansichten von Licht und Schatten, Liebe und Leid, Leben und Tod werden mal durschimmernd-filigran, mal opulent-ausgelassen in Sinne-schmeichelnde Arrangements gewandet, die von der schlicht-schönen Piano-Beperlung über mitreißende Pop-Pracht bis hin zum psychedelischen Rausch reichen. Natürlich hört und spürt man die üblichen Vergleichs-Verdächtigen durch die Zeilen spähen, aber bei aller Ähnlichkeit wirkt Gisberts Gespinst feinsinniger als Fink, eleganter als Element Of Crime, melancholischer als Missouri und knackiger als Kings Of Convenience. Und genauso, wie Gisbert eben nicht nur ein (mehrsprachig) genialer Erzähler, sondern auch ein gefühlstiefer Sänger ist, der hier mit sanfter Stimme Melodien schafft, die das innerliche Mitsingen mitunter nahezu erzwingen, so wächst er auch als Klangraumgestalter im Kreis auserwählter musikalischer Begleiter, die mit allerhand Tasten- und Saitenspiel, Trompeten, Posaune und vielerlei farbenfrohem Schlagwerk (dessen vorübergehendes völliges Fehlen schon mal aus dem Nichts mit Wucht und Vehemenz für akustische Ausbrüche sorgt) über sich hinaus. So entsteht zwischen perlender Delikatesse und packendem Druck ein köstlich klingendes Kunstwerk, das verbale Wundertaten in eine ebenso eigen- wie einzigartige Singer-Songwriter-Roots-Rock-Chanson-Folk-Art-Pop-Pracht kleidet. Und wenn man kurz vor Schluss dann Freund Nils leis-liebenswert aus dem Nichts nölen hört, dann weiß man, dass manche roten Lebensfäden nie aufhören, weil sie von den richtigen Händen weitergesponnen werden. (cpa)
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