Rickie Lee Jones - The Other Side Of Desire
Rezension
Mit jedem Hörgang gewinnendes 2015er Reif-Werk der gelassenen Grand Dame, eine lückenlose Kette gesegneter Sonnenuntergangsweisen und auf leiser Flamme köchelnder Roots‘n‘Groove-Vielfaltigkeiten, die aus vorwiegend akustisch aufgearbeiteten amerikanischen Musikwurzeln ein ebenso eigensinniges wie einzigartiges, schimmernd-schillerndes Stil-Panoptikum entstehen lassen. Wem ihre 2012er Fremdliedersammlung The Devil You Know einfach zu wenig Jones war, dem schenkt Rickie Lee jetzt die Essenz ihrer eigenen Kunst. Mit unverwechselbarer, ewig junger Stimme führt die Duchess Of Cool durch ihr von Erfahrung und Lust an gepflegten, vielfarbigen Arrangements geprägtes Singer-Songwriter-Fürstentum, fühlt sich hörbar wohl auf dem meisterlich-wurzelnah dargereichten Instrumental-Lager, das von einem handverlesenen Quintett unter der Produktionsleitung von John Porter ebenso dezent wie delikat, kunstreich wie köstlich bereitet wird (wobei neben den Saiteninstrumenten wie A-, Slide- & Steel-Gitarren, Banjo und Mandoline vor allem auch Hammond B 3, Wurlitzer und ein herrlich präsenter Kontrabass das Klangbild tragen). Gemeinsam wird eine Wurzel-Melange erschaffen, die eine verhalten groovende New Orleans-Basis mit vielfältigen reinen Wurzel-Elementen in sanft swingenden Einklang bringt, unverkennbare Jones-Melodien zu Country Swing, New Orleans R&B oder sanft fließendem Blues reicht, das Ganze mit Gospel-, Soul- und dezenten Jazz-Nuancen würzt, und so eine naturbelassen-magische Musik-Melange erschafft. Und egal, ob zur erdnahen Fiddle-Folk-Begleitung, auf rollenden Fats Domino-Spuren, zu sanft solierendem Piano oder umschmeichelt von sanften Streichern – Rickie Lee Jones beherrscht jederzeit das Song-Geschehen und nimmt uns mit in die untergehende Sonne… (cpa)