Patrick Watson - Love Songs For Robots
Rezension
15er. Er schert sich erneut nicht um Konventionen, taucht tief in seine schwer beschreibbare musikalische Fantasiewelt, und bietet umso mehr, seine Alben stecken voller Feinheiten und Ideen, es gibt so viel zu entdecken… Dabei sind diesmal die Grundideen oft relativ einfach gehalten, mindestens zur Hälfte auch die Ausführung, inkl. einer Reihe recht sparsamer fast zarter folkiger Passagen – ohne auf komplexe Arrangements von manchmal üppig-barocker Grandezza zu verzichten (aber anstrengungslos und mit hohem Spaßfaktor zu genießen), oder auf massive Kontraste, Progressive-Ideen abseits gewohnter Klänge, rhythmische Verschärfungen, dramatische bedrohliche Spitzen. Fantastische vielschichtige Arrangement-Pracht, süffig jubilierender Pop, eine Prise Todd Rundgren treffen schlichten harmonischen Schönklang, außerweltliche engelsgleiche Chöre, einen Hauch Leonard Cohen-Folk. 2,3 großartige Highlights (Bollywood, Hearts, Places..)! Schweres Vinyl, Klappcover. (dvd)
Review
Fünfter Longplayer des Kanadiers, der von Anfang an wieder mit diesem kontemplativen, weich-psychedelischen Vibe zu gewinnen weiß, den man ansonsten von Jose Gonzalez kennt. Mit leicht süßlicher Stimme schwelgt er in Dreampop-Landschaften von sanft schwebender Eleganz. Mit kleinen Piano-Etüden zu Folkgitarre und immer wieder ätherischen bis leicht esoterischen Keyboard-Flächen, wattigen Drones, die eben gerne ein wenig an somnambule Schöntöner wie Sigur Ros erinnern. Selbst elegische Steelguitars klingen hier wie aus dem Dreampop-Heaven, dazu kommt diese gerne ins Falsett fallende Stimme, die offensichtlich wie Kollege Kurt Wagner (Lambchop) bei Curtis Mayfield gelernt hat. Und auch stilistisch ist hier die Grenze vom konventionellen (indiegeschulten) Singer/Songwritertum des Öfteren in Richtung Soul-Pop überschritten. Selbst kleine Prog-Exkursionen und winzige Radioheadismen sind möglich, alles aber immer sehr harmonisch in den sanften Flow eingebettet und nicht wirklich irritierend. Die Arrangements sind ausgesprochen liebevoll und detailfreudig, mit kleinsten Trompeten, winzigen Orchestrierungen und merkwürdig schönen Synthies, dass man immer ganz genau hinhören möchte – wie sonst beispielsweise beim durchaus geistesverwandten Sufjan Stevens. „Love Songs For Robots” ist ein faszinierend atmosphärisches und betörend romantisches Epos geworden, eher in der Tradition von Tim als von Jeff Buckley. Dass Patrick Watson noch kein richtiger großer Star ist, stellt mich jedenfalls vor ein Rätsel. (Joe Whirlypop)
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