Courtney Marie Andrews - Old Flowers
Rezension
2020er Voll-Wurzelwerk dieses wahrgewordenen Traums des Verehrers des radikal reduzierten, herrlich handgemachten (Alt.) Country Rock, der in seiner Zeitlosigkeit ebenso handfest im Hier und Jetzt spielt, wie er weit zurück in die erdig-goldenen 70er Jahre weist. Produziert von Andrew Sarlo (Bon Iver, Big Thief) bauen die Besetzungen des Albums ganz und gar auf die instrumentalen Fertigkeiten der drei Beteiligten, wobei neben Country-Fee Courtney (Gesang, Gitarre, Klavier) Matthew Davidson (Twain / Bass, Celeste, Mellotron, Pedal Steel Klavier, Pump-Organ, Wurlitzer) und James Krivchenia (Big Thief / Schlagwerk) in ihrer delikaten Dreieinigkeit völlig ausreichen, um die durchscheinend-schimmernden, greif- und spürbar naturbelassenen Arrangements mit bewegt-bewegendem Leben zu füllen. Häufig auf wenige bis wenigste Instrumental-Beigaben konzentriert, gern das Klavier oder eine akustische Gitarre in die Mitte des Wurzel-Geschehens stellend, dabei nur selten das Tempo über balladeskes Fließen hinaus anziehend, spielen die Songs im seligmachenden Himmel zwischen After The Goldrush und Comes A Time (nur ohne Mundharmonika), wobei der akustische Geist des frühen Neil Young ebenso durch die beherzt-berührenden Weisen weht, wie man die Country-kreative Kraft Kris Kristoffersons zu spüren glaubt und auch Linda Ronstadt ihre prägende Patenschaft nicht verleugnen könnte. Und während getragene Klavier-Akkorde sanft den Takt angeben, die Pedal Steel durch die Wolken strahlt, sanftestes Schlagwerk und weicher Bass mitunter vorsichtig Fundamente legen und eine Orgel sakralen Segen stiftet, schmeichelt sich die weiche Stimme der berückenden Protagonistin tief unter die Gänsehaut, betört Hirn, Herz und Sinne, und findet in der Mitte zwischen Jewel und Kelly Willis exakt die richtigen Töne, um auch die waidwunde Seele mit sanftestem Balsam zu heilen. Ein liebevoll-leibreizender Labsal, gerade recht dazu angetan, um Frieden in unruhige Tage zu tragen. (cpa)
...und ein weiterer Rezensent hierzu:
Aufs Neue ein großartiges Werk, diesmal phasenweise geprägt von beträchtlicher Intimität, oft stark reduziert (nur 3 Beteiligte) bis beinahe nackt wirkend. Schon ihre enorm ausdrucksstarke bezaubernde bis hinreißende Stimme begeistert immer wieder, emotional einfach packend. Wobei diese ab und zu dezent aber wirkungsvoll mit der Instrumentierung kontrastiert (um ein besonders schlüssiges und umso reizvolleres Ganzes zu ergeben), ein eigentümlicher so nicht oft gehörter Effekt. Balladen werden (mit einer einzigen Ausnahme!) bevorzugt, wobei die, neben ausgesprochen sanften bis fast schwerelosen ganz leisen Tracks durchaus auch ein bischen rauher, bodenständig ausfallen können, gar ziemlich „schwer“ bis ein wenig harsch inklusive dramatischer Note (und unorthodoxer Rhythmik; ein extrem frisch klingendes total faszinierendes Stück!), anderswo besticht eine für diese Art Musik unorthodoxe schon ansatzweise originäre Begleitung, wenn sie z.B. Drone-ähnlich Klänge erzeugt, oder zart und herrlich klangmalend wie der ganze Song wunderschön und tief berührend erklingt (eines der nicht wenigen Highlights, aber ein ganz besonderes); für beides ist ein Harmonium verantwortlich, das in einem Falle leicht manipuliert wird. Selbst ein Synthie wird mal eingesetzt, resultierend in fast außerweltlichen aber zärtlichen Sounds (sonst ankern Piano und/oder Akustikgitarre viele Stücke, ergänzt hier und da von Pedal Steel, Mellotron, Säge; Drums fehlen öfters). Stilistisch bewegt sich das Album v.a. zwischen Folk und Country in wechselnder Schwerpunktsetzung (z.B. nicht weit weg von einem balladesken Früh-70er Neil Young, in einem Fall gepaart mit einer Prise Joni Mitchell, aber auch Parallelen zu heutigem Songwriter-Country/Americana), etwas (Piano-) Songwriter-Pop der 70er (u.a. Laurel Canyon trifft Eastcoast samt einer Spur Laura Nyro in anderer stilistischer Ausrichtung) resp. Folk-Pop ebenfalls aus der Zeit. Zwischendurch dachte ich kurz an Nanci Griffith, Linda Ronstadt. Eine große Empfehlung! (dvd)
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