Rezension
Fast schäme ich mich ja, jedes neue Werk dieses traumhaften Trios in himmlische Höhen heben zu müssen, aber: Ich kann nicht anders. Nicht nur, dass dieser kongeniale Dreier sich selbst im 20. Jahr seines Bestehens noch weiterzuentwickeln vermag, irgendwie gelingt es Alan Sparhawk, Mimi Parker und Steve Garrington sogar noch, den selbst gesetzten beeindruckenden Standard noch zu steigern. Mag sein, dass es der bereichernde Einfluß von Geistesbruder und Produzent Jeff Tweedy ist, der den elf elegischen Epen von The Invisible Way ihre finale Ruhe, Weite und Größe verleiht, oder die kostbare Kunst der drei, mit nur scheinbar schlichten Mitteln Zeit und Raum mit getragen-gewaltigen Gesten zu füllen – auf jeden Fall haben Low ihren eigenen kreativen Zenit wieder ein Stück weit höher Richtung Himmel gehoben. Nur mit wenigen, langsam und genußvoll ausgekosteten Akkorden, dargereicht auf Klavier und Gitarre, schleichend und schwebend von sanftem Schlagwerk und Balsam-Bass getragen, füllen die drei den Cowboy Junkies-nahen Klangraum, wobei der Low-Americana aber weit mehr akustische Ruhe atmet. Nur selten wird das Tempo in mittlere Bereiche angezogen, wahre Größe benötigt keine Geschwindigkeit, um mitzureissen. Köstliche Krönung der himmlischen Hymnen aber sind die magischen, majestätischen Melodien, die vielstimmig von den beiden Gesangs-Dritteln des Trios mitten ins Herz getragen werden. Vor allem Mimi ist es dabei, die mit ihrer warmen, klaren Stimme (in der herrlichen Mitte zwischen Aimee Mann und Carly Simon) in viellagigen Harmonien die eingängig einfachen Melodien in die paradiesische Unwiderstehlichkeit singt, ihnen eine bleibende Wirkung verleiht, die nachhaltig nachhallt. Wie man etwas derart Großes mit solch schlicht scheinenden Mitteln erschaffen kann, ist womöglich das wahre Low-Wunder. Elysische Elegien von wüstenhafter Weite, ein Album wie ein einziger, seelentröstender Sonnenuntergang. (cpa)
noch mehr von Low