Viktor Orri Arnason - Poems
Rezension
Viktor Orri Arnason mit Alfheidur Erla Gudmundsdottir und dem Reykjavik Orkestra,
In der Auseinandersetzung mit ihrem kulturellen Erbe haben sie zehn Stücke geschrieben, in denen sie die Lyrik isländischer Dichter: innen aus Vergangenheit und Gegenwart vertonen, darunter auch eigene Texte. Árnason begleitet Guðmundsdóttirs Gesang am Klavier oder greift zu Geige und Bratsche, teils im Zusammenspiel mit Streichern aus dem Reykjavík Orkestra und elektronischen Klängen.
Unser rezensent hat's gehört:
23er, auf dem Klassik-Label Deutsche Grammophon erschienen. Als Klassik würde ich die Musik aber nicht zwangsläufig einordnen, einige Stücke sind zwar ziemlich stark davon beeinflusst (in ausschließlich zeitgenössischer/“modernerer“ Ausprägung, ohne irgendwelche avantgardistische Tendenzen aufzuweisen), andere weniger, stellenweise eigentlich sogar gar nicht. Eine Klassifizierung fällt hier sowieso schwer, auch eine besondere Form von leisem Songwriter-Edel-Pop (der nicht viel mit „gewöhnlichem“ zu tun hat) ließe sich heraushören, gelegentlich tauchen kurzzeitig Folk- oder Soundtrack-artige Elemente auf. Sie ist übrigens eine Sopran-Sängerin, die sich nicht allein auf Klassik oder Opern beschränkt, er ein Pianist und Dirigent, der gelegentlich auch Bratsche/Geige spielt, teils vertonen sie hier alte und neuere Gedichte aus ihrer Heimat Island, teils eigene Texte, unterstützt werden sie in den meisten Stücken von Streichern eines in Island ansässigen Orchesters. Was dabei herauskommt, vor allem das „Wie“, ist außergewöhnlich. Der Gesang wirkt häufig sehr zart, oder zumindest enorm gefühlvoll, betörend, technisch sowieso klasse, das Piano agiert tropfend, minimalistisch, eminent einfühlsam, die Streicher (die nur bei 2 Tracks komplett fehlen) werden nie permanent eingesetzt, gern nur punktuell, verdichten sich ab und zu (nur sehr kurzzeitig dezent orchestral anmutend), hier und da sind Geige oder Bratsche solo zu hören. Manchmal werden kurz schabende Electronics eingefügt. Und sie besitzen ein Faible für ungemein langsame Tempi. Finde ich zu meiner eigenen Überraschung erstaunlich reizvoll. (detlev von duhn)
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