Jaimie Branch - Fly Or Die Fly Or Die Fly Or Die ((World War))
Rezension
Direkt vor ihrem frühen Tod vor einem Jahr praktisch fertiggestellt (bis auf Mix und Artwork), also alles andere als aus Restmaterial nachträglich zusammengestoppelt. Im Gegenteil, für mich war sie nie besser als hier, das Album ist schlicht großartig! Was schon auf die Rhythmik zutrifft (wenn auch nicht bei jedem Stück): Wunderbar wahlweise „tanzend“, rollend und/oder hypnotisch groovend (teils ohne direkten Jazz-Bezug), mal ansteckender Groove Jazz mit afrikanischen Elementen, mehrfach effektvoll Ostinato-unterlegt. Darüber spielen sich mehrfach einfallsreiche tolle Konversationen von Cello und Trompete ab, die teilweise freigeistig geformt sind, aber auch Post Bop-Anleihen beinhalten können, sowie Phasen von glänzendem Zusammenspiel dreier Bläser, herrliche etwas längere Trompeten-Soli, oder gewagte außerordentliche Gesangspart von ihr und anderen. Das Highlight unter lauter superben Tracks bildet die besagte afrikanisch beeinflusste total mitreißende Nummer, die wesentlich breiter instrumentiert wurde als der Rest (Trompete, Posaune, Bassklarinette, Marimba, Cello, Flöte, etwas Vocals), partiell zieht ein verlangsamtes Cello-Bett quasi eine zusätzliche Ebene in das Stück ein (brillant!), bevor es spacig-psychedelisch wird, mehrschichtig aufbereitet, sogar kurze Dub-Momente inbegriffen. Grandios! Einiges fällt aus diesem gesteckten Rahmen: Zweimal getragene erhabene Klangfarbenschönheit (freiformal bzw. etwas poetisch gehalten mit sanftem Gesang); ein kurzes Avantgarde-nahes jedoch geerdetes Zwischenspiel; eine verblüffende prächtige Kombination aus rasenden Beats, Stakkato-Vocals und, tja, einem gewissen Post Punk-Feeling, samt zeitweiligen psychedelischen Verfremdungen/Electronics! Am meisten überrascht allerdings ein Meat Puppets-Cover (!), das erstaunlich authentisch massive alte Folkeinflüsse transportiert, geformt fast ausschließlich von ihrer Stimme (plus Harmony Vocals), gestrichenem Bass bzw. dem (im Übrigen ziemlich omnipräsenten) Cello, ein Trompeten-Solo passt perfekt dazu. Americana, meinetwegen, in fabelhafter und originärer Ausprägung. Ehe ich´s vergesse: Bei alledem gibt´s Melodien satt. Große Empfehlung, ein so variantenreiches wie begeisterndes Werk. Auf International Anthem, wo sonst. (detlev von duhn)
Review
In July of 2022, just one month before jaimie branch"s death sent shockwaves around the world, the trumpet player and composer was in Chicago at International Anthem (IARC) studios putting finishing touches on an album. It was a suite of music she had composed and then recorded with her flagship ensemble, Fly or Die, over the course of a residency at the Bemis Center for Contemporary Arts in Omaha, Nebraska. In her wake, the album was near complete, with only mixing tweaks, final titles, and artwork to be fully realized.
In the months following, her family (led by sister Kate Branch), her band (Jason Ajemian, Lester St. Louis, and Chad Taylor), and her collaborators at IARC (engineers Dave Vettraino and David Allen, comrades Alejandro Ayala and Scott McNiece) banded together to gather memories, texts, emails, photographs, artwork and fragments belonging to Jaimie to light the path forward. The goal was always to do what Jaimie would have done.
Packaged in stunning artwork by John Herndon, Damon Locks, and branch herself, Fly or Die Fly or Die Fly or Die ((world war)) is Jaimie"s final album with the quartet.
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