Tom Skinner - Voice Of Bishara
Rezension
22er. Der Drummer von Sons Of Komet (mit Shabaka Hutchings) und The Smile (feat. Thom Yorke), außerdem Komponist und Produzent, abenteuerlustig und freigeistig, anfangs lief sein Solo-Output unter Hello Skinny. Das hier ist das bisherige Highlight seiner Solo-Karriere, ein unerwartetes (und kurzes) wahres Kleinod mit 6 meist um die 5 Minuten langen Tracks, irgendwo zwischen EP und Album, das ungewöhnlicherweise oft ziemlich stark von Bässen/Celli (mit) geprägt wird. Bishara, der Opener, ist ein Monster! Anfängliches Tiefton-Ostinato trifft auf ein herrlich spirituell aufgeladenes Sax, das von den späten 60ern/frühen 70ern inspiriert scheint, sich beständig steigert, anfangs melodisch bestechend, in einem ansatzweise (komplexer) groovenden Kontext, später nach und nach in puren Free Jazz mündend um sich wieder zu beruhigen, woraufhin 2 Celli die Kontrolle übernehmen, der Ostinato-Bass ist auch wieder da. Während eines Teils des Stückes agiert ein zweites Sax eher zurückhaltend aber kongenial, sticht nur ab und zu heraus. Höchst intensive und zugleich auf eine seltsame Art meditative Musik. Hammer. In 2 Nummern (darunter der kürzesten) kooperieren 2 Celli und Bläser ideenreich und einfühlsam inmitten eines ruhigen teils fast schon kammermusikalischen aber ziemlich freien (partiell gleichzeitig etwas poetischen) Umfelds samt ständig wiederholten/variierten ankernden Motiven; in einem Fall inklusive Flöte, im anderen tauchen kurz 50s/60s-Reminiszenzen auf und es wird für 1, 2 Minuten ein wenig lauter. Bei 2 anderen Stücken sind schon durch die Art der Rhythmik und durch die Einbeziehung von Schnitt-Techniken/Bearbeitung/Neuzusammensetzung der Studioaufnahmen (Letzteres trifft freilich auch sonst zu) Parallelen zu Makaya McCravens Herangehensweise zu hören. Hier stark zeitgenössisch groovelastig, wobei für Motiv und Zusammenarbeit von Streichern (Bass, Cello) und Bläsern dasselbe gilt wie für die beschriebenen ruhigen Tracks, doch im Wesentlichen ohne die freien Elemente, dafür um Klassen handfester und extrovertierter (ein Bass-Solo besitzt übrigens einen attraktiven östlichen Touch); dort in swingend-groovender Form mit gern in Kürzeln und relativ befreit agierenden Bläsern (Sax, Bassklarinette, Flöte), nach einem knappen ausfransenden Intermezzo übernimmt ein an die 50er erinnerndes konsequent wiederholtes E-Gitarren-Motiv… Zum Abschluß schließlich eine weitere begeisternde (und originelle!) Perle: Nochmal (zunächst) allerfeinst groovend-swingend, darüber ein tolles einfallsreiches Bassklarinetten-Solo (gerade auch rhythmisch superb strukturiert), später ein leicht flächiges apart melodiöses verschlungenes Miteinander von Bläsern und wie immer tiefgelegten Streichern über angedeutetem Bass-Ostinato. Top-Besetzung übrigens, es wirken u.a. Shabaka Hutchings himself, Nubya Garcia, Tom Herbert mit. Große Empfehlung. (detlev von duhn)
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