Sussan Deyhim & Richard Horowitz - Desert equitations: Azax Attra (Remastered)
Rezension
21er remastered Reissue eines bahnbrechenden Werkes von 1986.
Die außerordentliche iranisch-stämmige Sängerin im Verein mit dem freisinnigem US-Komponisten. Das, was sie hier zelebrieren, gab es damals so noch nicht, auch heute noch klingt es originär, höchst spannend und teilweise ziemlich verblüffend. Die Basis bilden meist wunderbarer mehrstimmiger Gesang von Deyhim (die einzelnen Stimmspuren gern unabhängig voneinander, selbst rhythmisch divergierend, aber doch organisch zusammenfindend), einfalls- und abwechslungsreiche sowie gern Avant-nahe Vokalarrangements abseits aller Konventionen; komplexe Beats von teils verfremdetem Schlagwerk; und variable Synthies resp. Electronics von manchmal fremdartig-erhebender Schönheit. Das ergibt ein innovatives, hochklassiges, einzigartiges Konglomerat außerhalb aller Stühle. Mal extrovertierter, mal dezent introspektiv (und umso hypnotischer) mit z.B. leisen außerweltlichen becircend schönen Synthie-Klängen.
Zunächst halten sich persische Einflüsse sehr in Grenzen, die Musik ist hier fordernd und offensiv, dort ein wenig ruhiger (abgesehen von wilden Zwitscher-Einlagen), oder kantiger und zugleich die Schwerpunkte verschiebend, heißt: Etwas weniger Stimmenvielfalt, mehr nun dominierende und straightere Beats, rauher, akzentuierter, massiver rhythmisiert (auch die Vocals). Letzteres verstärkt sich dann sogar, in einem reinen a-capella-Track, parallel kommen Ethno-Einflüsse mehr zum Tragen. Danach warten speziell die Beats/Grooves mit ausgeweitetem Bezug zu alten Traditionen auf, wogegen die nun wieder klar experimentelleren Stimmen stehen teilweise aber auch irgendwie miteinander harmonierend (klasse, sehr suggestiv und fesselnd!). Es folgt ein bestechendes trancehaftes in sich vollkommen verschmolzenes Amalgam aus Synthies und Stimmen (kein Schlagwerk!), packend, fließend, samt einer Art innerer dezenter Rhythmik, im Gesang gewisse (wenngleich stark modifizierte) archaische Muster, wenn ich es richtig interpretiere. Hoch faszinierend, großartig!
Die Traditionsbezüge werden schließlich auf die Spitze getrieben, polyrhythmische Beats, eine sehr „alt“ wirkende herrlich umherstreifende Flöte (Ney) und überdeutlich näher an orientalischen Quellen orientierte Vocals. Große hypnotische Qualitäten, superb! Zum Schluß das lange Titelstück, voll kontemplativer berückender Schönheit, ein leiser kaum veränderter Hintergrund-Teppich (Keyboards wohl), eine einzelne zurückgemischte durchlaufende dumpfe Trommel, hier und da eine gewohnt betörende lyrische (Wüsten-) Flöte, sowie weicher das markante Haupt-Motiv beständig variierender lautmalerischer Gesang. Meditativ, ultra-friedlich, zauberhaft! Schamanen-Musik? Perfekt finde ich auch die stetige Entwicklung des Albums von Avantgarde zu Ethno-Traditionen. Deyhim nahm später fabelhafte in der Gesamtheit erheblich näher an ihren persischen Wurzeln stehende Alben auf, wenngleich partiell instrumental ebenfalls eher abenteuerlich, z.T. mit Bill Laswell, arbeitete außerdem u.a. mit Ornette Coleman, Jah Wobble, Peter Gabriel. Die 3 unveröffentl. Bonustracks konnte ich noch nicht hören. Große Empfehlung! (detlev von duhn)
Review
When it first appeared in 1986, the Desert Equations: Azax Attra album was greeted with enthusiasm, awe and disbelief: nobody had done anything quite like that before, and this dizzying, inspired blend of Persian tradition, New York avant-garde and electronic music remains incomparable, powerful and mesmerising to this day.
Combining the sublime voice of Iranian vocalist Deyhim and the electronic wizardry of US composer Horowitz, this haunting and futuristic album prompted writer Paul Bowles to wonder: "Was this composed under the influence of Majoun?", and convinced filmmaker Bernardo Bertolucci to entrust the soundtrack music for his Sheltering Sky movie to Richard Horowitz (which earned him a Golden Globe). Desert Equations wonderfully blends the duo's multiple sources, including their experiences at the epicentre of New York's early 80s avantgarde music and theatre scene, Sussan Deyhim's knowledge of traditional Persian music and its reverberation in modern Iranian arts, and Richard Horowitz's background in jazz, electronics and Moroccan folk music.
This 2021 remastered reissue includes three previously-unreleased bonus tracks, and a rich booklet with photographs and notes recounting the duo's fascinating life stories. Sussan Deyhim went on to work with the likes of Peter Gabriel, Jah Wobble, Bobby McFerrin, Adrian Sherwood, Ornette Coleman, and renowned visual artist Shirin Neshat. Richard Horowitz collaborated with Jaron Lanier, Hassan Hakmoun, David Byrne, was the original artistic director of the Gnaoua Festival in Essaouira, and wrote & recorded film soundtracks for Oliver Stone a.o. In April 2021, Deyhim and Horowitz have performed at the Nobel Prize Summit.
Tracklisting
1. Desert Equations (For Brion Gysin)< |
>2. Ishtar< |
>3. Got Away< |
>4. I'm A Man< |
>5. Tear< |
>6.Azax Attra< |
>7. Jum Jum< |
>8. Armour< |
>9. Broken Vows (Previously Unreleased) |
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