Jaimie Branch - Fly Or Die Live
Rezension
Langes 21er Live-Set, bei dem sie die kompletten exquisiten bis (Teil 2) großartigen Fly Or Die-Alben spielt, im Wechsel jeweils große Block der beiden LPs (plus 3 weitere relativ kurze neue (?) exzellente Stücke). Einige der Tracks verändert sie recht massiv (selbst die Rhythmik), andere wenig, ein paar sind verkürzt, andere signifikant verlängert (z.B. auch einige der schönsten!). Darunter ein nun 14-minütiger expressiver Blues-fundierter Brocken, der offensive teils aggressive Vocals (sie singt insgesamt nur selten) quasi im Duett mit (partiell ebensolchen) Trompeten-Einwürfen (auch von ihr) kombiniert, über einem schleppenden Beat, mündend in an und abschwellendem Szenario samt zwingendem Groove inkl. Ostinato-Bass (der auch sonst hier und da wunderbar ankert, generell zudem von einem Cello kongenial ergänzt wird), zum Schluß leuchtet ein kubanischer (?) Ohrwurm auf. Eines der, wenn nicht DAS Highlight (ebenfalls deutlich ausgeweitet) verzaubert mit wunderwunderschönen erst kontemplativen dann repetitiv hypnotischen Afro-angelehnten Sounds von berückender Schönheit (Ähnliches taucht in weniger ausgedehnter Form auch in anderen Tracks auf, anders als auf den Studio-LPs). Anderswo platziert sie süffigen Latin-angehauchten Jazz zeitweise in einem ziemlich freien Ambiente, mehrfach strahlen schnelle komplex groovende wundervoll tanzende Stücke eine enorm freudvolle Atmosphäre aus, jeweils veredelt von so einfachen wie tollen eingängigen Themen, ein freigeistiger Song pendelt zwischen herrlicher Poesie und inspiriertem verdichtetem Free Jazz, jeweils 2 weitere zelebrieren die schon bekannten Ostinati in fröhlich hüpfender ansteckender fast schon poppiger Form, bzw. agieren sehr ruhig, fast meditativ, ob radikal reduziert oder zwischendurch kurz bestimmten Passagen von Bitches Brew (Miles) entfernt verwandt. Bleiben ein freier bis polyrhythmisch rollender Track, eine agile höchst bewegliche ausdrucksstarke Ballade zwischen den Stühlen, und so etwas wie spiritueller früher Solo-Robert Wyatt. Mittendrin verbinden ein paar kurze meist leise Bass/Drums-Intermezzi, ihre Trompete arbeitet verstreut mit effektiven Echoeffekten. Eine weitere große Empfehlung, die auf meinem derzeitigen Lieblings-Jazz-Label International Anthem erscheint, das die heutige Jazz-Szene so enorm bereichert und erweitert! (detlev von duhn)
Review
There is a moment near the top of jaimie branch's FLY or DIE LIVE, the new album recorded by the trumpeter's quartet at in Zurich, Switzerland on January 23rd, 2020, which feels like it bears the weight of both that specific pocket of time, and a prophecy for all that was soon to come. branch and her Fly or Die crew - cellist Lester St. Louis, bassist Jason Ajemian, and drummer Chad Taylor - had just kicked off the concert at Moods, with the opening tracks off their then-new studio album FLY or DIE II: Bird Dogs of Paradise, the second of which, "Prayer for Amerikkka" is among the best political songs written during the Tr*mp Era, and when the moment in question pops off.
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