Jon Hassell - Seeing Through Sound (Pentimento Volume Two)
Rezension
Faszinierendes Spätwerk: Jon Hassell ist stolze 83 Jahre alt und damit so eine Art amerikanisches Pendant zu Roedelius, der jüngst ja auch ein wunderschönes neues Album („Selbstportrait: Wahre Liebe“) vorgelegt hat. Beide bewegen sich im weiten Feld von minimalistischer Ambientmusik, Roedelius inzwischen konsequent am Piano, Hassell dagegen breitgefächert analog elektronisch. Seine einzigartig-verfremdete Fusion-Trompete steht hier nicht allzu sehr im Mittelpunkt. Das Album ist ein Komplementärwerk zum 2018er-Comeback „Listening To Pictures”, besteht aus zwei längeren und diversen recht kurzen Tracks und klingt insgesamt ganz und gar betörend. Es lebt von atmosphärischen Soundscapes mit subtilen organischen Ornamenten. Raschelnde Percussion trifft auf schwebende Pianotöne, oft gibt es einen warm pulsenden Groove auf Loop-Basis, oder auch einen voluminösen Bass fast schon Dub-Reggae-Style. Was dann weder nach Ambient noch nach Fusion Jazz, klingt, sondern fast schon nach triphoppigem Downbeat. Die so erzeugten flirrenden Atmosphären sind einfach nur wunderschön und geraten in keiner Sekunde langatmig oder langweilig. Im Gegenteil: dieser im besten Sinn „traumhaften“ Musik kann man mit höchster Konzentration folgen und dabei wird man mit einem intensiven Hörerlebnis belohnt. Ein rundum faszinierendes, Herz und Seele wärmendes Album. (Joe Whirlypop)
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