Nina Simone - At The Village Gate (exp.)
Rezension
19er Reissue, schön aufgemacht im Klappcover mit informativem Text innen, 6 Bonustracks (4x live, evt. vom selben Konzert, dazu 2 Studiotracks von den ersten 2 LPs). Ok, es gibt so einige herausragende Alben von ihr dieses gehört definitiv zu den allerbesten! Live im Quartett 1961. Ihr Piano ist großartig (sie wollte ja klassische Konzert-Pianistin werden), z.T. sehr agil, virtuos, ausdrucksstark, oder nur kongenial punktierend, ein dunkles Rollen oder leise kommentierend. Die Gitarre weitgehend filigran. Beide verschmelzen phasenweise feines Zusammenspiel, Jazz-betont v.a., in flexibler „offener“ Form, gern auch abseits strikter Konventionen. Sie spielen viele alte Standards (auch Traditionals), u.a. Broadway-Material, von leisen ungeheuer feinsinnigen und feinfühligen Jazz-Balladen (bzw. multipel rootsigen, zugleich fast schwerelos irgendwie freigeistig fließend) über gediegenen schön spielerischen mid-tempo Jazz und sattem up-tempo Swing (fast funky, samt Piano-Showdown, in dem sie ihre ganze Klasse zeigt, und zartem Klassik-beeinflußtem Intro/Outro), starken Afro-Anleihen (ein Stück von Babatunde Olatunji) mit einer kleinen Prise Wiegenlied, bis zur ganz sanften Folk-Jazz-Ballade und einem total mitreißendem groovendem Gospel-Jazz-R´n´B-Hybridem (eine lange Tour de force überhaupt viele längere Tracks). Das alles immer wieder fabelhaft gesungen, toll und emotional (zeitweise fast schmerzhaft) phrasierend, u.a. in 2 bravourösen Solo-Songs (introspektiv mit dramatischen Akzenten). Als Bonus 2 kraft/lustvolle rhythmisch tricky-reizvolle Ethno/Jazz-Verbindungen aus Israel, 2 Covers (1x Studio) von You´ll Never Walk Alone (ja, der „Fußball-Song“, solo, leise beginnend/endend, fast rauschhaft verdichtet, Klassik-Einfluß, grandioses Piano), eine frühe 8-minütige Fassung des alten Spirituals Sinner Man (enormer Drive, etwas jazziger als später, hypnotisches Piano). Ganz große Kunst! (dvd)
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