Lee "Scratch" Perry - Rainford
Rezension
Das letzte Werk des Weirdo-Reggae-Veteranen erschien auf Echo Beach, ich fand es überraschend gelungen. Wo man doch weiß, dass der einstige Reggae-Innovator, Meisterproduzent und Miterfinder von Dub in reifem Alter (83) für neue Produktionen nur noch seine Vocals (d.h. lustige Phrasen und Chants, Wortspiele und Quatsch) abliefert. Da gewinnt die Frage, wer dem Meister den musikalischen Background bereitet, natürlich an Bedeutung. Letztes Mal erwies sich der Amerikaner Emch vom Subatomic Sound System als der Aufgabe souverän gewachsen. Dieses neue Werk erscheint jetzt tatsächlich wieder auf On-U Sound sollte etwa Adrian Sherwood selbst die Controls bedient haben? Indeed, hier treffen zwei Helden der Reggae-History nach längerer Pause wieder aufeinander, Jamaica meets UK. Und Sherwood ist natürlich genau der Richtige, Lee Perrys Flausen in lässige Reggae-Tracks zu gießen. Wobei sich Scratch ganz offenbar in guter Verfassung befindet. Seine Rhymes sind smooth und gewohnt witzig. Dabei arbeitet Sherwood auch bewusst gegen allzu gefällige Reggae-Klischees. Mal mit Streichern zu zickigem BaileFunk-Beat, mal richtig brasilianisch mit cool groovendem Berimbau. Überwiegend aber mit milde psychedelischem Reggae im klassischen On-U Sound-Format, gut abgehangen, aber doch innovativ und abwechslungsreich. “African Starship” ist mein Highlight, was für ein cool ausgebremster Groove, zu dem Perrys Gemurmel wie die Faust aufs Auge passt. Die beiden hatten ja in den späteren 80ern schon so großartige Alben wie "Time Boom X De Devil Dead“ fabriziert und mit Dub Syndicate kollaboriert. An diese goldenen Zeiten kann das Album, das nach Perrys Geburtsnamen benannt ist, tatsächlich anknüpfen. (Joe Whirlypop)
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