Areu Areu - Areu Areu (lim. 30th Anniversary Ed.)
Rezension
1992er Ausgrabung, die aber eindeutig nach mittleren 1980ern klingt: Heiko Maile und Marcus Meyn feierten einst weltweit Erfolge mit ihrer Synthiepop-Band Camouflage. Hits wie „Love Is a Shield“ und „The Great Commandment“ eroberten vom schwäbischen Bietigheim-Bissingen aus die Pop-Charts aller Herren Länder. Dank aktiver Reissue-Politik hörte ich mir das Oeuvre der Band kürzlich auch mal wieder an und es gefällt mir heute viel besser als damals. Etliche Songs können mit dem offensichtlichen Vorbild Depeche Mode meines Erachtens locker mithalten und beweisen bis heute ein sicheres Händchen für die ganz große Pop-Melodie. In den frühen 90ern entwich die Luft aus Camouflage dann immer schneller, wobei dieses jetzt wiederentdeckte Projekt von 1992 tatsächlich aller Ehren Wert ist vor allem natürlich für 80er Aficionados. Die EP besteht aus Coverversionen und frühen Camouflage-Nummern und überzeugt mit einem gediegen fetten und richtig tanzbaren 80er Synthie-Pop-bis-Rock-Sound, genau so, wie er zumindest aus meiner Sicht sein muss. Damals erschien nur eine Kleinauflage auf CD. Die Fremdsongs sind einerseits vordergründig kurios („Day Tripper“ von den Beatles), andererseits geschmackssicher und stilistisch perfekt passend (Fad Gadgets famoses „Rickys Hand“). Auch „Cold“ (Cure) und „Tora Tora Tora“ (Depeche Mode) können nah am Original überzeugen. „Mr. X / Modern Technology“ ist knackigster Electro-Sound hart auf den Spuren von EBM a la Front 242. „I'm Your Money“ verbindet Kraftwerk mit DAF, ebenfalls eine lohnende Wiederentdeckung. Alle fünf Songs gibt es auch als (mäßig zwingende) Instrumental-Versionen, womit man die EP dann auf Albumlänge aufgeblasen wird für Genre-Freunde (mittlerweile bin ich einer) ein kleines Fest.
(Joe Whirlypop)