Brezel Göring - Psychoanalyse (Volume 2)
Rezension
Aufrichtig, lustig, manchmal ironisch und vielleicht auch ein bisschen zynisch: Psychoanalyse (Volume 2), das erste Soloalbum von Brezel Göring nach Stereo Total liegt auf dem Plattenspieler wie auf dem Sofa des Psychoanalysten; ein in seiner Konsequenz ein folgerichtiges Album nach der letzten gemeinsamen Produktion mit seiner Arbeits-, Lebens- und Liebespartnerin, der viel zu früh verstorbenen Françoise Cactus Zehn intime Lieder, die von den Höhen und Tiefen des Alltags berichten, berührend und so spröde wie das Leben selbst. Songs über soziale Devianz, Drogen, sexuelle Psychopathologie und den "sanften Wahn". Genussvoll und voller Wortspiele, versammelt Brezel Göring eine Galerie mit Bildern komischer Figuren – und im „Spiegelkabinett“ einem Hauch Selbstironie.
Unser Rezensent ist gerührt:
Vor dieser Platte hatte ich doch etwas Angst. Francoise Cactus, die andere Hälfte von Stereo Total, ist vor gut einem Jahr gestorben, den Schock habe wohl nicht nur ich bis jetzt kaum verkraftet. Wie soll da das erste Soloalbum von Multiinstrumentalist Brezel Göring klingen? Und muss das jetzt schon sein? Es muss, man versteht es, wenn man es hört. Und es ist ganz wunderbar geworden, selten ist mir gewollt sentimentale Musik so zu Herzen gegangen. „Psychoanalyse (Volume 2)“ Teil 1 existiert bis jetzt nicht besteht aus zehn karg instrumentierten und wacklig gesungenen Liedern und klingt eben nicht nach Stereo Total ohne Frontfrau. Sondern oft wie die im Traum verschollenen Demos von Velvet Underground & Serge (Gainsbourg). Mit ganz wenig Hilfe von Brezel eingespielt und gesungen. Melancholisch und weise, poetisch und auch ein kleines bisschen lustig. Die zurückgelehnte Stimme lehnt sich noch ein Stück weiter zurück, die Songs sind aufs Wesentliche heruntergestrippt, der Gesang ist so intensiv wie wenn der Sänger direkt neben einem stehen würde. Und was sind das für grandiose Songs mit betörend liebevollen Texten. Der Opener „Defoncé“ trifft mich gleich mitten ins Herz, mit Albinoni-geschulten Streichern und französischen Vocals. So zart, kitschig-elegant und wunderschön. Noch besser ist allerdings „Meine Medizin“ so einfach, so charmant, so melancholisch. Zur Beruhigung: Es geht gar nicht um Drogen, sondern um die Liebe, erklärt der Meister im Albuminfo! Für mich ein Songmonument irgendwo zwischen Dan Treacy und dem ganz jungen Lou Reed. Brezel Göring offenbart tatsächlich zumindest einen Teil seines Herzens, mit milde ironischer Ehrlichkeit und musikalisch auf das Wesentliche reduziert. Die Essenz des guten Popsongs und letztlich die in Töne gegossene und eben doch perfekt getimete Reaktion auf den Tod von Francoise Cactus. Auf einem Song erhebt sie übrigens noch einmal ihre wunderschöne Stimme. Herzzerreißend, zum Weinen schön und ein vielversprechender Kandidat für (mein) Album des Jahres. Ihr hätte es glaube ich auch sehr gefallen. (Joe Whirlypop)
Angaben zur Produktsicherheit
Herstellerinformationen
Mathias Schwarz
Kienitzer Straße 16
12053 Berlin
Germany
https://www.flirt99.com/
Tracklisting
1. Défoncé< |
>2. Sanfter Wahn< |
>3. Psychopathia Sexualis< |
>4. Meine Medizin< |
>5. Frank Mills< |
>6. Hol Dynamit< |
>7. Geh Deinen Weg< |
>8. Psychoanalyse< |
>9. Opel Kapitän< |
>10. Am Ende |
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