Rezension
Angekommen! Bei aller Wut, Wucht und Wonne ihres 2019er Vollwerks versprüht die weltbeste Wallis in den elf Song-Kunstwerken eine derartige Liebe und Lust am Leben, dass unmittelbar Ansteckungsgefahr droht. Dabei funkelt diese lückenlose Perlenkette von Ohrwürmern einer besseren, von Kreativität, Gefühl und der Nähe zum Nächsten geprägten Welt vor solch gewachsener Reife, dass es selbst den langjährigen Bird-Begleiter beeindruckt, ja überwältigt. Gelingt es der im Zentrum des ebenso von durchweg spürbarer Erfahrung wie erdverbundener Natürlichkeit befeuerten Kreativ-Sturms agierenden Artistin doch, ihre Melodien und Harmonien selbst in aufwändigst arrangierten Song-Architekturen mit solch tiefem, echten Gefühl auszustatten, dass man spätestens beim zweiten Aufeinandertreffen den unwiderstehlichen Drang zum Mitsummen verspürt (der Hang zum Mit-Bewegen, -Wiegen und Tanzen tritt schon beim ersten Kennenlernen auf). Wie es die geniale Gestalterin dieser mal mitreißend pulsierenden, mal aufbauend treibenden, mal schmeichelnd besänftigenden Wohlklangwelten schafft, berückende Kunstfertigkeit mit betörender Emotion in weltenverbindenen Einklang zu bringen, bleibt mir ein Rätsel, aber mit den wunderreichen Weisen ihrer spürbar in zwei vollen Jahren gewachsenen, von der Meisterin selbst multiinstrumental und vielvokal akribisch-artistisch gestalteten Großtat eint Wallis unvereinbar Scheinendes. Auch wenn einige Weggefährten wie Marcus Wüst, David Mette und Aidan ihre bewährten Beiträge zur funkensprühenden Ästhetik dieses Klang-Kaleidoskops leisten, so ist es die durch geniale Gitarren, beeindruckendes Bassspiel, Keyboards, Schlagwerk, Tin Whistle, Autoharp, Ukulele und vor allem himmlische drei- und mehrlagige Vokal-Wolken omnipräsente Protagonistin, die ihre ganze Persönlichkeit einfließen, bewegen und fühlen lässt. Große Wahrheiten gelassen aussingend, Zorn und Zartheit, Wut und Wärme verbindend zeigt sie sich dabei von einer gesanglichen Größe, die bereits im ersten Song euphorisch elektrisierend die ungeheuren stimmlichen Weiten des folgenden Werks auslotet, um eine ungebrochen energische, aber ebenso berührend wie beindruckend erwachsene Sängerin zu präsentieren, die auch und gerade in den ästhetisch formvollendeten Vokalpassagen ganz und gar Musikerin ist. Auch stilistische Gräben einend, verbindet Wallis Elemente aus Folk und Pop, Rock und Funk, Jazz und Gospel, Soul und Weltmusik zu einem anregend ansteckenden Gefühls-Gesamtkunstwerk, dessen meisterlich naturnahen Melodien vom ersten Moment an Hirn, Herz und Seele gefangen nehmen. Woman liefert den aufwühlenden, abgeklärten, ergreifenden Beleg: Wallis ist ganz bei sich und bei uns angekommen. (cpa)
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