Stuart A. Staples - Arrythmia
Rezension
Erstes Soloalbum nach 13 Jahren vom Tindersticks-Sänger Stuart Staples. Deren und dessen Oeuvre ist mir in der letzten Dekade doch ziemlich entglitten, weshalb ich mir diesen nur vier neuen Songs durchaus neugierig annähere. Es beginnt merkwürdigerweise fast wie Joy Division, mit pluckerndem Electro-Beat, auch stimmlich wie ein lethargischer Ian Curtis. Nach einigen Minuten öffnet sich der Sound dann aber in cineastischer Tindersticks-Manier. Mit edler Orgel und Gitarren, melancholisch schön und hermetisch in sich ruhend. Doch, das ist beeindruckend. Inszenierung und Inhalt haben Substanz und natürlich auch diese einzigartige Magie, wie sie Staples allein mit seiner knarzigen Karamellstimme erzeugen kann. Song zwei ist zehn Minuten lang und doch recht impressionistisch in der Wirkung. Einzelne E-Piano-Akkorde werden sehr sparsam über den Song verteilt. Für meinen Geschmack ist das eindeutig zu ereignislos. Song drei bringt es auf gut sieben Minuten, bleibt auch im untersten BPM-Bereich. Getragen wird er von einem schönen Fender Rhodes-Piano, später auch Streichern sowie einigen merkwürdigen digitalen Trommelwirbeln zu Upright Bass. Prädikat: avanciert, aber intensiv und durchaus fesselnd. Und dann kommt noch der 30-Minüter „Music For A Year In Small Paintings“: ein ambitioniert-minimalistisches Epos in subtiler Inszenierung. Allerdings auch ganz ohne Gesang, was ich dann doch bedaure. Nach länglicher Ouvertüre mit wiederum sparsam gesetzten Tönen (E-Piano, Streicher, Sopran-Sax), erwächst sehr langsam ein eher sprödes klassizistisches Werk, das als Soundtrack für die titelspendenden Bilder seiner Lebenspartnerin Suzanne Osborne dienen soll. Ob die Bilder tatsächlich so langweilig sind, kann ich nicht beurteilen. „Arrhythmia“ mag ich aber doch nur hochkultur-affinen Staples- und Tindersticks-Fans empfehlen. (Joe Whirlypop)