Yasmine Hamdan - Al Jamilat
Rezension
17er. Nahost-Indie-Pionierin aus dem Libanon, schon 20 Jahre im Geschäft, in Paris ansässig. Hat u.a. mit Coco Rosie, Mirwais gearbeitet, bei dieser 2. Solo-LP waren u.a. Sonic Youths Steve Shelley, Leo Abrahams (viel Brian Eno, Sam Lee, Paul Simon u.v.a.), Shazad Ismaily (Lou Reed, Laurie Anderson) beteiligt. Ungeheuer delikate Musik, tolle Atmosphären, enorme Eigenständigkeit, Originalität (wirklich! Kein Spruch!). Sie läßt, in wechselnder Kombination und Schwerpunktsetzung, Electronica, zeitgenössischen Artpop, Songwriter-Folk-Pop, ein wenig Trip Hop und Indie-Club-Pop, (dezente wie etwas stärkere, auch ganz langsame) westliche Beats/Grooves kongenial ineinanderfließen, in der 2 Hälfte, in außerordentlich reizvoller Weise, immer wieder zudem orientalische/arabische (bis nordwestafrikanische) Einflüsse in Rhythmik, Melodik und Instrumentierung (= eine Art „Arab-Pop“). Verfremdete Klänge, Loops, Samples treffen auf kleines Streicherensemble, E- und Akustik-Gitarre, Oud etc., Keyboards, ergeben einen eigentlich unspektakulären aber mehrfach wundervollen Sound, rhythmisch betonte Phasen wechseln mit relaxten, herrlich lose und ungebunden im Raum schwebenden, vielschichtige Arrangements mit ganz einfachen, experimentelle oder ein bischen halluzinogene Parts mit hypnotischen Trance-Grooves. Das Ergebnis wirkt zugleich zeitgemäß wie zeitlos, mehrfach unglaublich faszinierend! Einmal dachte ich sogar irgendwie an Robert Plants Nordafrika-Exkursionen (in moderner). Eine dicke Empfehlung, auch wegen der ebenfalls (abseits von Arabesken) sehr individuellen feinen Melodik. (dvd)